- Verlag: Ludically/Asmodee
- Autor: Christophe Boelinger
- Spieleranzahl: (1) 2 - 5 Spieler
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: ca. 30 - 240 Minuten
- Jahrgang: 2012
Nach diversen Partien in unterschiedlicher Besetzung folgt nun die Rezension zu Archipelago. Die 1 in Klammer bei der Spieleranzahl-Angabe bezieht sich auf die erhältliche Solo-Erweiterung, zu der ich auch kurz ein paar Worte verlieren werde. In der großen Box von Archipelago findet man wirklich tolles Material. Normalerweise würde das Material locker die Höchstwertung in dieser Kategorie erhalten, wenn da nicht ein paar nervige Materialgeschichten wären: die Entdeckerplättchen passen nicht so in den Plastikeinsatz, wie das die Anleitung vorschlägt. Der Plastikhalter für die großen Landschaftsfelder ist zu klein. Eine Seitenwand musste ich raus schneiden, damit die 6eck-Karten überhaupt rein passen. Die Grafik der Landschaftsfelder ist sehr gelungen, wenn das nicht die sehr sehr (wirklich sehr) kleinen Hütten wären, die man immer erst suchen muss, wenn ein neues Feld ausgelegt wird. Dass die ganzen Anzeigen (Märkte, Bevölkerung, etc.) auf verschiedene kleinere Spielpläne verteilt wurden, finde ich auch nicht besonders praktisch. Ein Gesamtspielplan, den man am Rand des Tisches platzieren kann, wäre mir da lieber gewesen.
Während der Partie bauen die Spieler ein Archipel, eine hübsch anzuschauende Insellandschaft. Langsam breitet sich das Gebiet auf dem Tisch aus. Die Spieler kümmern sich um den lokalen Markt und den Exportmarkt. Gleichzeitig muss immer die Stabilität der Kolonie im Auge behalten werden. Nimmt das Rebellionspotenzial überhand, dann kann es passieren, dass die Spieler gemeinsam verlieren. Archipelago ist ein semi-kooperatives Spiel, d.h. die Spieler verfolgen grundsätzlich ein gemeinsames Ziel, doch trotzdem gewinnt zum Schluss der Spieler, der die meisten Punkte ergattern konnte. Dazu hat jeder Spieler von Beginn an eine verdeckte Spielzielkarte, die zum einen eine Endbedingung zum Einläuten des Spielendes beinhaltet, zum anderen aber auch Siegpunktbedingungen: für was bekommt man Punkte. Außerdem gibt es noch eine allgemeine Trendkarte, die Siegpunktbedingungen für alle vorgibt. Man kennt also nur diese allgemeine Karte und seine eigene Spielzielkarte. Beobachtet man die Handlungen der Mitspieler, kann man in etwa einschätzen, welche Ziele diese insgeheim verfolgen.
Die verschiedenen Aktionen während des Spiels werden mit den Aktionsscheiben ausgewählt (also im Workerplacement-Stil). Es gibt Aktionen wie Steuern eintreiben, eine Ernte durchführen, Handel treiben, Entdeckung und mehr. Die Aktionsmöglichkeiten sind ganz interessant und machen durchaus auch Spaß, was mich aber nach einigen Partien immer noch nervt (ich dachte, das legt sich) ist die Abwicklung der ganzen Bevölkerungseffekte. Zwar ist alles ganz gut miteinander verwoben, doch das Handling nervt mich… nimmt einfach zu viel Zeit in Anspruch, für meinen Geschmack.
Vielleicht bin ich etwas voreingenommen, da ich oftmals Probleme mit semi-kooperativen Spielen habe; lieber spiele ich rein kooperative Spiele oder eben klassisch kompetitive Spiele. Bei den Semis ist es doch oft so, dass ein Spieler, der merkt, dass er nicht mehr aufholen kann, das ganze System torpedieren kann und das ist eben auch hier bei Archipelago der Fall. Zwar versucht man das durch die geheimen Spielzielkarten zu lösen, doch genau das bringt wieder neue Probleme mit sich. Die zum Schluss erzielbaren Punkte sind von nur wenigen Karten abhängig, so dass das Ergebnis teilweise fast schon einem Glücksspiel gleicht und das ist eigentlich schade.
Trotz allem macht alleine schon das Material Lust auf das Spiel und es kann auch durchaus tolle und spannende Partien geben, doch es besteht eben das Risiko, dass es je nach Verlauf etwas ausufern kann. Darauf muss man sich einlassen. Immerhin dauert das Spiel in Vollbesetzung mehrere Stunden, genug Zeit also, das Spiel auf die „dunkle Seite“ zu bringen. 😉
Solo-Erweiterung: es ist auch eine Solo-Erweiterung erhältlich. Diese beinhaltet ein Kartendeck mit verschiedenen Szenarien, die man als Aufgabe absolvieren kann. Die Szenarien sind teilweise sehr fordernd und abwechslungsreich. Mir hat Archipelago in der Solo-Version überraschenderweise mehr Spaß gemacht als in den „normalen“ Partien. Besonders gut war ich darin allerdings nicht. 🙂 … für das Szenario „Blaubart“ habe ich satte 9 Runden benötigt, konnte aber immer gerade noch so die Rebellion auf dem Archipel verhindern, es war quasi eine Gratwanderung, doch genau das ist es, was Archipelago ausmacht. Den Preis für die Solo-Expansion finde ich etwas happig. Falls es sich noch nicht geändert haben sollte, dann liegt der Preis bei rund nem Zehner.
Zuletzt noch kurz was zur Spielanleitung. Ein schneller Einstieg ist bei dem 20-seitigen Regelwerk nicht wirklich möglich. Zu viele Kleinigkeiten muss man beachten. Archipelago ist definitiv was für Vielspieler. Familienrunden sollte die Finger davon lassen.
Fazit: wunderschönes Material (leider mit ein paar technischen Macken), die Solo-Version überzeugte mich am meisten.
(c)2014 Dirk Trefzger
Material
Regeln
Idee
Spielreiz
Wir danken Asmodee für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!