Rezension “Unicorn Fever”

Unicorn Fever (Horrible Guild/Heidelbär)

Korrekt, “Einhörner” waren mal ziemlich in. Bücher, Plüschtiere, Postkarten und natürlich auch Brettspiele, die sich diesen Fabelwesen widmeten. Eines davon ist “Unicorn Fever” von Horrible Guild (deutsche Version Heidelbär). Die bonbon-farbene Box lässt vermuten, es handelt sich dabei um ein reines Kinderspiel; dem ist aber nicht so… keinesfalls. Wir schließen Wetten auf bunte Einhörner ab (ok, bunt allerdings nur, wenn man die Figuren auch bemalt) und beobachten dann gebannt das automatisch generierte Einhornrennen. Um bestmöglichst aus der Story raus zu kommen, nehmen wir die Dienste unterschiedlicher anderer Fabelwesen in Anspruch. So sammeln wir als über 4 Rennen den meisten Ruhm und gewinnt dann das Spiel.

Was findet man in der Box?… einen Spielplan, 123 Karten (Bewegungskarten, Zauberkarten, Vertragskarten (Wichtel, Kobolde, Goblins, Feen und Hexen), die 6 Einhornfiguren, 2 Sprintwürfel, Startspielermarker, Wettmarker, Aktionsmarker, Ruhmmarker… und noch weitere Marker. Die Anleitung umfasst 20 Seiten. 20 Seiten lassen nun (entgegen der Box-Optik) eher ein kompiziertes Spiel vermuten; allerdings ist das Spiel nicht so kompliziert.

Ein Spiel verläuft über 4 Rennen. Jedes Rennen besteht aus drei Phasen. In der Planungsphase wählen die Spieler Aktionsmarker und bestimmten damit, ob ein Vertrag abgeschlossen wird, eine Wette abgeschlossen wird, eine Zauberkarte ausgespielt wird oder sonst was gemacht wird. Danach kommt die Rennphase. Hier werden in mehreren Durchgängen Bewegungskarten aufgedeckt und Sprintwürfel geworfen. Dabei rennen also die Einhörner die Strecke entlang; entgegen meiner ersten Erwartung verläuft so ein Rennen tatsächlich spannend, auch wenn es quasi durch die Karten oder das Würfelglück beeinflusst bzw. vorgegeben wird… überraschend. In der Ergebnisphase dann wird geprüft, wer welche Wetten gewonnen hat. Dafür gibt es dann Gold und Ruhm. Dann muss man noch die sogenannte Ruhmsteuer bezahlen; die Gewinnquoten der Einhörner werden angepasst und es geht mir dem nächsten Rennen weiter. (oder das Spiel endet eben nach dem 4. Rennen).

Bei jeder Partie werden die Vertragskarten von zwei Fabelwesenarten benutzt. Die Karten dieser Arten werden zusammengemischt und bilden den Vertragsstapel. So kann man beispielsweise Kobolde und Feen nehmen. Da es verschiedene Fabelwesen gibt und man aber nur zwei dieser Karten pro Partie benutzt, gibt es viele verschiedene Kombinationen… für Abwechslung ist also gesorgt. Die Einhörner stehen auf der Startposition bereit. Die Wettmarker liegen auch bereit. Bei 2 und 3 Spielern liegen pro Farbe nur die Siegwette und die Frühe Platzwette bereit. Bei 4 bis 6 Spielern liegt zusätzlich noch die späte Platzwette bereit. Die Aktionsmarker werden platziert. Jeder Spieler hat einen Besitzmarker. Damit ist er quasi der Besitzer des farbig passenden Einhorns. Das bringt dem Besitzer den Bonus an Gold, wenn dieses Einhorn auf dem Treppchen landet.

In der Planungsphase hat jeder Spieler reihum 3 Züge, also 3 Aktionen, zur Verfügung. Der aktive Spieler sucht sich einen verfügbaren Aktionsmarker aus und nutzt dann dessen Effekte. Effekte können hier sein:
– Zauberkarten ausspielen
– Wette abschließen
– Ruhm bekommen
– Vertrag abschließen
– Gold erhalten/zahlen
– Startspielermarker bekommen

Diese Phase ist ja eben die Vorbereitung für jedes Rennen. Mit den Zauberkarten kann man die Leistung der verschiedenen Einhörner beeinflussen. Diese Karten werden verdeckt zum Einhorn gelegt und beeinflussen das Einhorn positiv oder negativ. Aufgedeckt werden die Karten dann erst beim Rennen. Dieses Element macht die Rennen erst so richtig spannend und knifflig. Bei den Wetten gibt es eben eine Wette auf den Sieg oder Platzwetten. Man setzt dann Gold auf diese Wette und hoffe auf die passende Leistung des Einhorns. Mit “Vertrag abschließen” (Kosten sind abhängig vom Aktionsmarker) kann man eine der ausliegenden Vertragskarten erhalten. Meist bringen diese Karten einen dauerhaften Vorteil für das restliche Spiel.

In der Rennphase zeigen dann die Einhörner, was sie drauf haben. Die Zauberkarten werden aufgedeckt. Die Bewegungskarten werden gemischt und los geht es mit dem Rennen. Gegensätzliche Effekte bei einem Einhorn heben sich auf. Manche Effekte müssen dann auch direkt angewendet werden. Ein Rennen verläuft über mehrere Renndurchgänge. Jeder Durchgang verläuft so: Aufdecken der Bewegungskarte, Sprintwürfel werden, Ziellinie überprüfen. Das dauert dann eben so lange, bis die Einhörner die Ziellinie überschreiten. Die Figuren werden dann immer nach und nach auf der Rennplatzierungstabelle einbesetzt, so dass man die Rangfolge sehen kann.

In der Ergebnisphase werden dann die Gewinne ausbezahlt. Jeder Spieler muss so viel Gold zahlen, wie er bisher Ruhmesmarker gesammelt hat. Nun werden noch die Gewinnquoten angepasst, abhängig von den Plätzen der Einhörner. Neue Vertragskarten werden aufgedeckt und es folgt das nächste Rennen (wenn es nicht eben das vierte Rennen war). Nach dem vierten Rennen muss man ggfs. erhaltene Darlehen zurück bezahlen. Gold kann man zum Schluss noch in Ruhm tauschen. Wer dann die meisten Ruhmesmarker vorweisen kann, der gewinnt die Partie.

Wie eingangs schon beschrieben: die bunte Optik der Box schreckt vielleicht erst ab; oder man erwartet halt was anderes, als man dann mit dem Spiel wirklich bekommt. Das Spiel ist kitschig bunt, aber cool kitschig, für meinen Geschmack. Klar, etwas schade, dass die Einhorn-Figuren nicht bereits bunt geliefert werden, aber das ist ja eher der Normalfall. Da es ja nur ein paar Figuren sind, hat man den Figuren auch schnell mal Farbe verliehen, was den Spielspaß nochmals etwas erhöht. Ansonsten gefällt mir das Material sehr gut. Die grafische Gestaltung ist sehr gelungen. Die Vertragskarten der verschiedenen Fabelvölker sind hübsch ausgefallen. Deren Funktionen bringen Pepp ins Spiel, genauso wie auch die verschiedenen Zauberkarten, mit denen man die unterschiedlichen Einhörner beeinflussen kann. Welcher Spieler hat auf welche Figur gewettet?… welchem Einhorn möchte man eine negative Zauberkarte hin legen?… welche Vertragskarte möchte man kaufen?… knifflige Entscheidungen, witziges Thema, was will man mehr? Sehr überrascht hat mich dann tatsächlich der Ablauf der Einhorn-Rennen. Die offen sichtbaren Wettquoten beeinflussen die Entscheidungen der Spieler. Die Bewegungskarten und die Sprintwürfel beeinflussen die Geschwindigkeit der einzelnen Einhörner, gewürzt mit den Zauberkarten. All das lässt sich ein Rennen tatsächlich wie ein “echtes” Rennen anfühlen. Das ist wirklich gelungen.

Fazit: bunte und skurrile Optik (aber gelungen); spannendes Wettspiel… auf “Einhorn-Rennen”.

(c)2021 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Heidelbär für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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