Rezension „Dwergar“

Dwergar (GRANNA)

„Dwergar“ vom polnischen Verlag GRANNA hatte ich – ehrlich gesagt – gar nicht auf dem Sender. Mehr durch Zufall bin ich beim Durchklicken der Neuheiten bei der SPIEL.digital im vergangenen Oktober darauf gestoßen. Optisch fand ich es sofort interessant. Beim Überfliegen der Regeln stellte ich dann fest, dass sich auch der Spielablauf interessant anhört… also musste eine Ausgabe her.

In der quadratischen Box findet man das Spielbrett, 4 Player-Boards, 5 Cart-Tafeln, 45 Projektkarten, 15 Ereigniskarten, 4 Vorarbeiter, 18 Arbeiter (6 x Ingenieur, 6 x Schmied, 6 x „Ironworker“), Ressourcen in Form von lackierten Steinen, diverse Plättchen und Marker und die Spielanleitung, die in englischer und polnischer Form beiliegt.

Nach den ersten Partien hatte ich schon das Gefühl, dass das genau mein Ding ist. Ich hatte zuvor schon einige Games von GRANNA auf dem Tisch und irgendwie hatte ich immer das Gefühl, der letzte Kick fehlt noch. Hier jedoch fanden wir die Partien von Beginn an spannend und interessant.

Wir sind Minenarbeiter in einer Zwergen-Fantasy-Welt. Wir bauen verschiedene Bodenschätze ab, heizen unsere Öfen an, nutzen die Hitze und die verschiedenen Arbeiter, um wertvolle Projekte umzusetzen. Das Ganze verläuft als Workerplacement-Spiel, mit einer Besonderheit: man hat normalerweise so 1 – 3 Zwerge (einer davon oft der Vorarbeiter des Spielers in der Spielerfarbe) vor sich stehen. Ist man an der Reihe, hat man drei Aktionsmöglichkeiten. Man nimmt eine Zwergenfigur und setzt sie auf ein Aktionsfeld ein. Steht dort bereits ein Zwerg, verdrängt man diesen von dort und erhält ihn in den Vorrat. Das macht man drei mal, dann ist der nächste Spieler dran. Sobald jeder seine drei Aktionen gemacht hat, wird eine Ereigniskarte aufgedeckt; diese Ereignisse bringen negative oder positive Soforteffekte oder auch Effekte, die über die ganze Runde halten. Insgesamt spielt man 10 Runden. Wer nach diesen 10 Runden die meisten Punkte sammeln konnte, der gewinnt „Dwergar“.

Bei der Nutzung eines Aktionsfeldes kommt es auf die Farbe des Arbeiters an (lila = Ingenieur, weiß = Schmied, orange = „Ironworker“). Bei der Hauptaktion des Feldes ist die Farbe egal; abhängig von der Farbe, erhält man aber eine Zusatzaktion. Man sollte seine Farben also immer gut nutzen, um einfach mehr Aktionen machen zu können.

Jeder Spieler hat ein eigenes Tableau, auf dem er diverse Ofen-Anlagen erreichten kann. Diese Ofen kann man anfeuern, um sie dann für Hitze nutzen zu können. Es gibt auch eine Leiste für „temporäre“ Hitze. Viele der Aktionen kosten Hitze oder können mit Hitze verstärkt werden. Mit manchen Aktionen kann man einen weiteren Ofen bauen, oder man kann Ofen anheizen. Geht man mit seinem Vorarbeiter auf eine Aktion, kann man dort auch einen Ofen errichten. Diesen muss man von seinem Tableau übertragen. Gehen dann zukünftig andere Spieler auf diese Aktion, erhält der Besitzer dieses Ofens eine Hitze. Im Minenbereich kann man auch solche Ofen errichten. Dort bringt es dem Spieler zusätzliche Bodenschätze, wenn er diese Aktion nutzt.

Im Minenbereich gibt es mehrere Ebenen. Stellt man dort einen Arbeiter hin, dann legt man die entsprechenden Rohstoffe in seinen Liftabschnitt. Je weiter unten, um so höherwertiger sind die Rohstoffe. Mit einer anderen Aktion kann man dann diese Liftabschnitte nach oben bewegen. Sobald die Rohstoffe oben ankommen, erhalten die Spieler ihre Bodenschätze. Dazu gibt es für jeden Spieler einen separaten Abschnitt.

Die Hauptpunkte macht man mit den Projektkarten. Mit den passenden Rohstoffen und manchmal auch mit Hitze erhält man die Projektkarte aus der Auslage. Mit weiteren Bodenschätzen oder auch hier wieder mit Hitze kann man ein Upgrade machen. Das bringt Punkte und im upgegradeten Zustand bringt es einen Dauereffekt für das weitere Spiel.

Ich finde die Idee, dass man nur wenige Arbeiter hat und diese dann – abhängig von der Farbe – so oder so nutzen kann einfach toll. Da man ja drei Aktionen hat in seinem Zug, kann man auch durch das Einsetzen, bestimmte Farben gezielt erhalten, um diese dann direkt wieder für den gewünschten Super-Move einzusetzen. Die Besonderheiten, die der Vorarbeiter bietet, bringen noch weiteren Pepp ins Spiel. All das wirkt rund, war definitiv spannend und macht Lust auf weitere Partien. Auch optisch konnte mich „Dwergar“ überzeugen. Die Grafik (ob Karten oder Spielplan) ist sehr stimmungsvoll und gut gelungen. Die Rohstoffe sind nicht einfach nur Holzwürfelchen sondern stattdessen lackierte Steine… das passt natürlich zum Minen-Thema und macht schon was her auf dem Tisch. Für die Aufbewahrung der einzelnen Materialien gibt es sogar kleine Karton-Schatztruhen in der Box.

Die Spieldauer ist überschaubar. Da man immer direkt drei Aktionen am Stück macht, könnte die Downtime bei mehr Spielern deutlicher hervortreten. Zu zweit war das alles überschaubar und spielte sich fluffig. Könnte mir vorstellen, dass es zu viert etwas zäher wird, mal schauen; wegen Co*o*a muss das noch etwas warten. Etwas ungünstig in der Gestaltung ist, dass sich die Symbole für Kohle und Eisen ziemlich ähneln. Man muss – je nach Lichtsituation – oft genau hinschauen, um zu erkennen, was es jetzt sein soll. Das hätte man definitiv besser machen können. Aber das ist auch wirklich das Einzige, was mir negativ aufgefallen ist.

Bisher hab ich noch nicht viel zu diesem Spiel gelesen und oft gesehen hab ich es auch nicht. Definitiv ein kleiner Geheimtipp… unbedingt mal anschauen.

(c)2021 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken GRANNA für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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