Rezension “Aurimentic”

Aurimentic (Nikamundus)

Die stimmungsvoll gestaltete Box erinnerte mich beim ersten Blick irgendwie an das tolle klassische Computerspiel “Populous”. Die Box zeigt die Oberfläche eines Planeten, der dem unberechenbaren Wetter ausgeliefert ist. Erst kurz vor der Messe in Essen bin ich überhaupt auf dieses Spiel aufmerksam geworden, mehr oder weniger durch Zufall. Schnell war es auf meiner Liste. Hier also nun die Rezension. In der quadratischen Box findet man die Spielanleitung in deutscher und englischer Sprache, 7 Insel-Teile, das Wettertableau, 20 Arbeiterplättchen, 100 Münzen (Auri = die Währung im Spiel), 145 Rohstoff-Würfelchen, 8 Türme, 16 Höfe, 1 Wetterstein und 2 Würfel (die beklebt werden). Die Anleitung umfasst 12 Seiten, hat viele Beispiele und macht ihre Aufgabe recht gut.

Von den 7 vorhandenen Inseln liegen während der Partie nur 5 Inseln auf dem Tisch. Die Inseln zeigen verschiedene Landschaftsarten. Zufällig werden ein paar Rohstoffe (Bäume, Rüben, Getreide, Unkraut und Kristalle) auf die Inseln verteilt. Dann setzt jeder Spieler einen Hof auf eine beliebige Insel. Jeder Spieler hat drei weitere Höfe und zwei Türme in seinem Vorrat. Am Rand des Spielfelds liegt das Wettertableau mit dem Wetterstein. Dann geht’s los. Ist ein Spieler am Zug, erhält er Auri für vollständige Erntegebiete auf Inseln, die er beherrscht (im ersten Zug natürlich noch nicht). Anschließend würfelt er mit den beiden Würfeln. So erhält der Spieler i.d.R. zwei Rohstoffe aus dem allgemeinen Vorrat. Manchmal wird auch der Wettermarker nach links oder rechts verschoben…. oder: es wird das Unwetter gewürfelt (dazu später noch mehr). Das Wettertableau zeigt mit dem Wettermarker verschiedene Sachen an. Zum einen gibt die Position vor, auf welcher Landschaftsart ein Rohstoff gesetzt werden darf; zum anderen gibt der Marker an, was beim Wurf des Unwetters passieren wird. Dann sieht man auch, welchen Rohstoff man auf dem Markt kaufen oder verkaufen kann. Auch Bonusrohstoffe werden angezeigt. Anfangs muss man immer wieder drauf schauen, um den Überblick nicht zu verlieren, nach ein paar Runden geht’s aber.

Knifflig ist das Platzieren der Rohstoffe. Man darf Rohstoffe nur angrenzend an einen Rohstoff derselben Art setzen. Die Rohstoffe breiten sich also “flächig” aus. Aus Rüben, Getreide oder Bäumen kann ein Erntegebiet entstehen, nämlich dann, wenn es vier Felder in quadratischer Anordnung sind. Dies bringt dem Herrscher der Insel bei Zugbeginn Ertrag in Form von Auri-Münzen. Rohstoffe kann man auch nach bestimmten Wertigkeiten tauschen. Interessant ist die Möglichkeit, durch “Einklemmen” oder “Einwinkeln” von einzelnen Rohstoffen diese umwandeln kann (lässt sich blöd beschreiben, muss man sehen *gg*). Bezüglich der Beherrschung einer Insel kommt es auf die Höfe (1 Punkt) und Türme (3 Punkte) an. Nur wer die Insel beherrscht, erhält zum Schluss die Punkte für die Insel und die Kristalle auf der Insel und erhält während des Spiels den Ernteertrag. Manche Felder zeigen Symbole, die entweder einen zusätzlichen Rohstoff bringen oder es dem Spieler erlauben, den Wettermarker zu bewegen, sobald das Feld mit einem Rohstoff besetzt wird. Sobald ein Spieler alle Gebäude verbaut hat, oder eine Landschaftsart komplett bebaut ist oder wenn ein Spieler mind. 50 Auri besitzt und das Spielende ansagt, endet das Spiel. Man erhält 5 Punkte für Inseln, die man beherrscht, man erhält 5 Punkte pro Kristall und man hat ja schon während des Spiels Auri-Münzen gesammelt. Alle Punkte zusammen bestimmen dann den Gewinner.

Nicht nur wegen der Tatsache, dass ich dieses Spiel gar nicht auf dem Sender hatte, hat mich “Aurimentic” sehr überrascht. Das Spiel zeigte sich als sehr knifflige und auch sehr konfrontative Angelegenheit, was mir in den gespielten Partien sehr gut gefallen hat. Man kämpft um die Inseln, um die wertvollen Kristalle, legt den Gegnern Unkraut in den Weg, versucht, möglichst viel aus den knappen Rohstoffen rauszuholen… sehr direkt, eben sehr konfrontativ. Wer nicht auf Konfrontationen im Spiel steht, der könnte mit dem Spiel Probleme haben. Mir gefällt das Ringen um die Kristalle. Anfangs muss man sehr aufpassen, dass man die Rohstoffe korrekt platziert. Das Wettertableau gibt ja die Landschaftsart vor, dann muss man darauf achten, dass man angrenzend an bestehende Rohstoffe dieser Art baut. Anfangs verguckt man sich schnell mal. So spielt es sich in den ersten paar Runden etwas holperig und man merkt immer wieder, dass man Kleinigkeiten falsch gespielt hat, doch das legt sich.

Was man im Auge behalten sollte und was während der Partie heftig ausfallen kann, ist tatsächlich das Unwetter. Wird “Unwetter” gewürfelt, dann werden die Gebäude und Rohstoffe einer kompletten Landschaftsart zerstört (bis auf bestimmte geschützte Sachen). Das kann die kompletten Pläne zerstören, wertvolle Erntegebiete auseinanderreißen, Gebäude vernichten. Während einiger Partien hat es uns mehrmals getroffen. Beim ersten Unwetter in der Erstpartie habe ich 3 Kristalle auf einen Schlag verloren. Heftig. Aber irgendwie kommt dabei das Wetterelement gut rüber. Klar ist das ein nicht unerheblicher Glücksfaktor. Ein entsprechender Würfelwurf kann auch schon mal eine Partie entscheiden, das muss man wissen. Man kann aber durch geschicktes Platzieren auch etwas Vorsorgen… so dass man von einem Unwetter nicht komplett zurückgeworfen wird.

Auch optisch gefällt mir “Aurimentic” ganz gut. Die Inseln sind schön, das Wettertableau zweckmäßig, das Holzmaterial umfangreich und hübsch (z.B. kleine Bäumchen, stabile Türme). Auch die Gestaltung der Box gefällt mir gut. Man kann das Spiel von zwei bis vier Personen spielen. Ich bevorzuge das Spiel zu dritt. Zu viert kann die Downtime schon mal störend werden, zu zweit kommt an sich nicht so arg in die Quere. Zu dritt finde ich es sehr toll.

Fazit: schönes Material, kniffliger Ablauf, sehr interessantes Spiel… eher für Kenner.

(c)2016 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Nikamundus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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