Rezension „7 Wonders“

7 Wonders (Repos)

Korrektur 02.12.2011: Ich habe die Wertung beim Material von “3” auf “4” angehoben, nachdem ich festgestellt habe, dass die schlechte Kartenqualität wohl nur bei der ersten Auflage der Fall war. Die aktuellen Karten sind von deutlich besserer Qualität. Der folgende Rezensionstext bezieht sich also auf die Erstauflage (was das Material angeht).

Ok, ok, ich gebe es zu; die ganzen Auszeichnungen, die “7 Wonders” erhalten hat, machen es schwer, völlig unbefangen an den Test eines Spiels heranzugehen, doch versuchen wir es trotzdem mal 😉 u.a. wurde das Spiel mit dem Kritikerpreis “Kennerspiel des Jahres 2011” ausgezeichnet… gleichzeitig belegte das Spiel den ersten Platz beim Deutschen Spielepreis 2011 und erhielt dazu auch diverse internationale Auszeichnungen, das ist natürlich schon beeindruckend, doch hält das Spiel, was die ganzen Auszeichnungen versprechen?

Auch wenn das Spiel aktuell (November 2011) für 30 Euro im Angebot zu haben ist (Normalpreis bisher 40 Euro), ist der Preis für das gebotene Material einfach zu hoch. Immerhin besteht das Spiel hauptsächlich aus Spielkarten, die auch noch von unterirdisch schlechter Qualität sind… zumindest ist es bei meine Version der Fall und ich hab es zwischenzeitlich auch schon oft gelesen. Die neue Auflage soll da etwas besser sein, doch ich bin da etwas skeptisch. Ich hab mir dann relativ schnell für ein paar Euro dünne Plastikhüllen für die Karten gekauft, um das recht teure Spiel einigermaßen zu schützen. Diese Hüllen waren natürlich auch nicht umsonst, so dass sich der Gesamtpreis des Spiels nochmals verteuert, das ist eigentlich fast schon eine Frechheit. Gut, dass die Grafik des Spiels deutlich besser ausgefallen ist als die Materialqualität. Die Karten sind hübsch, die Kartonplatten mit den Weltwundern auch, die Münzen und die Konfliktmarker sind aus dem üblichen Karton. Außerdem liegt dem Spiel noch ein Wertungsblock sowie eine ordentliche Spielanleitung bei.

Wie man an der Angabe zur Spieldauer erkennen kann, muss es sich um ein recht schnelles Spiel handeln. Lange Zeit, zum Vorausplanen kann man da nicht haben, denn wenn man dann soweit ist, ist das Spiel bereits vorbei 🙂 Entgegen der Erwartung aufgrund der Auszeichnung zum Kennerspiel des Jahres ist der Einstieg in “7 Wonders” sehr leicht. Hat man die grundlegenden Regeln einmal verstanden kann man gleich mit der ersten Testrunde loslegen, denn die ganzen Symbole kann man anhand der beiliegenden Übersicht auch während der Partie noch nachschauen.

Vor dem Spiel zieht jeder Spieler verdeckt eine Weltwunder-Karte und erhält dann das passende Weltwunder und drei Münzen als Startkapital. Das Weltwunder legt er vor sich ab, die Münzen legt er einfach auf das Weltwunder. Aus den ganzen Karten werden die drei Zeitalter-Stapel gebildet… natürlich in sich gemischt. Je nach Spieleranzahl werden bestimmte Karten ganz aus dem Spiel entfernt. Jeder Spieler erhält vom Stapel des ersten Zeitalters 7 Karten auf die Hand. Gleichzeitig schauen sich die Spieler ihre Karten an und entscheiden sich, welche dieser Karten sie nun ausspielen möchten. Sie behalten also eine der Karten und legen die restlichen Karten verdeckt zwischen sich und dem linken Nachbarn. Dann spielen die Spieler die jeweilige Karte aus. Anfangs macht es Sinn, wenn man das Ausspielen reihum durchführt, damit jeder Teilnehmer ein Gefühl für die verschiedenen Karten bekommt; später kann man das auch fast schon gleichzeitig machen… also sobald die Teilnehme die Regeln im Schlaf kennen. Wie bei anderen Spielen auch üblich, benötigt man Rohstoffe bzw. Handelswaren, um bestimmte Karten später ausspielen zu können. Dazu gibt es die braunen und die grauen Karten (Holz, Ziegelsteine, Erz, Steine, Tuch, Glas und Papyrus). Diese Karten werden nach dem Ausspielen unter das obere rechte Eck platziert, leicht versetzt, dass man die Kartenbezeichnungen und die Symbole oben noch erkennen kann. Als Startkapital zeigt übrigens jede der Weltwunder bereits ein Rohstoff oder eine Ware oben recht. Auch dieses Material steht dem Spieler jede Runde aufs Neue zur Verfügung. Man erhält also die Rohstoffe nicht in Form von Karten, Würfelchen oder sonst wie, sondern die ausliegenden Rohstoffe oder Handelswaren stehen dem Spieler jede Runde neu zu Verfügung. Möchte ein Spieler eine Karte ausspielen, hat aber das notwendige Material nicht vollständig vorrätig, kann er bei den beiden benachbarten Gegnern Material zukaufen. Dazu muss er diesem Spieler pro Rohstoff bzw. Ware zwei Münzen bezahlen.

Aufbau der Spielkarten: oben rechts ist immer angegeben, was es kostet, diese Karte auszuspielen… z.B. Rohstoffe, Handelswaren, Münzen. Oft steht aber auch ein Name einer anderen Karte neben diesen Kosten. Besitzt der Spieler diese Karte bereits (also ausgespielt bzw. gebaut vor sich liegend), so kann er die andere Karte quasi gratis ausspielen, also er muss dann nicht die abgebildeten Kosten bezahlen. Diese Gratismöglichkeiten sollte man immer im Auge behalten, denn so kann man auch größere Gebäude ausspielen, ohne die Materialien zu besitzen… interessante Sache. Oben in der Mitte der Karte wird immer angegeben, was für einen Vorteil die ausliegende Karte bringt… bei den braunen oder grauen Karten eben die benötigten Baumaterialien. Im Eck unten rechts stehen ggfs. Kartenbezeichnungen. Dies wiederum sind dann Karten, die man später durch den Besitz dieser Karte gratis bauen könnte, falls man sie eben auf die Hand bekommt. Im Eck unten links steht einfach noch der Name der aktuellen Karte.

Farben der Spielkarten:
– braun und grau:
Material (Rohstoffe, Handelswaren)
– rot: militärische Gebäude (zeigen Schildsymbole als Höhe der Stärke)
– gelb: Handelsgebäude (erlauben z.B. den günstigeren Kauf von Materialien von den Nachbarn)
– blau: Profanbauten (bringen Siegpunkte satt)
– grün: Forschungsgebäude (zeigen eines von drei Symbolen, Sammlung gleicher Symbole bringen mehr Siegpunkte)
– violett: Gilden (kommen im dritten Zeitalter und bringen unter bestimmten Vorgaben Siegpunkte)

Statt eine Karte zum Bau auszuspielen kann man auch eine der drei Baustufen seines Weltwunders vollenden. Auch dort sind jeweils Kosten für den Bau der Stufe angegeben. Kann man diese Kosten bezahlen, legt man die ausgewählte Karte verdeckt unter das Weltwunder. Jede gebaute Stufe bringt dem Spieler wiederum Vorteile (u.a. zusätzliche Siegpunkte).

Braucht man dringend neue Münzen, kann man die gewählte Karte auch ganz abwerfen und erhält dann als Gegenleistung drei Münzen in der Vorrat.

Siegpunkte: Die ausliegenden Siegpunkte werden übrigens erst ganz am Ende des Spiels gezählt. Zur systematischen Vorgehensweise gibt es dazu den Wertungsblock.

Nachdem nun jeder Spieler seinen Zug ausgeführt hat, nimmt der Spieler die übrigen Karten vom Nachbarn auf die Hand, sucht sich wiederum eine Karte aus, um diese dann wieder auszuspielen. So geht es reihum, bis nur noch jeweils eine Karte übrig ist, die die Spieler dann abwerfen. Dann endet das erste Zeitalter und es werden vor Beginn des nächsten Zeitalters noch die Militärkräfte verglichen. Man muss sich dabei immer mit den beiden Nachbarn vergleichen. Kann man mehr Schildsymbole vorweisen als der Nachbar, erhält man einen Konfliktmarker (nach dem ersten Zeitalter 1 Siegpunkt, nach dem zweiten Zeitalter 3 Siegpunkte, nach dem letzten Zeitalter sogar 5 Siegpunkte). Der unterlegene Spieler erhält den Konfliktmarker mit “-1”. Dann geht es weiter. Jeder Spieler erhält wieder 7 Karten vom nächsten Zeitalter, sucht sich eine Karte aus, usw. Nach dem letzten Zeitalter werden alle Siegpunkte gezählt. Der Spieler, der die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Regeltechnisch ist das nur ein grober Überblick über das Spiel. Es gibt sehr viele verschiedene Symbole, die man erst nach ein paar Runden alle drauf hat. Das Spiel verläuft sehr flüssig, die kurze Spieldauer von 30 Minuten (auch bei größerer Spieleranzahl nur geringfügig länger) ermöglicht es, an einem Abend einige Partien zu spielen, um so richtig ins Spiel reinzukommen. Lange Wartezeiten gibt es kaum, da die Runden ja quasi immer zeitgleich durchgeführt werden… im Gegenteil, alles verläuft sehr flott und ist sehr kurzweilig und machte unseren Testrunden auch durchweg sehr viel Spaß. Was man auf jeden Fall erwähnen muss: ein superanspruchsvolles Strategiespiel, wie man es aufgrund der schon mehrfach erwähnten Auszeichnung erwarten könnte, hat man mit “7 Wonders” eigentlich nicht. Viel zu unvorhersehbar sind die Karten, die man vom Nachbarn weitergereicht bekommt. Umfangreiche Planungen werden stets durchkreuzt, man muss eher immer das Beste aus den erhaltenen Karten machen, ohne sich allzu arg zu ärgern, dass man tolle Karten weitergeben muss… und sicher weiß, dass man davon maximal eine Karte wieder sehen wird (bei geringer Spieleranzahl). Trotz dieser planerischen Unsicherheit ist “7 Wonders” ein wirklich tolles Spiel. Auch Neuspieler sind schnell in die Regelgeheimnisse eingeweiht und können nach wenigen Runden vollwertig mitspielen. Toll ist auch die Tatsache, dass man es sogar zu 7t spielen kann. Einziges Manko ist, wie eingangs schon erwähnt, die relativ schlechte Kartenqualität bei einem sehr saftigen Preis.

Ach ja, vielleicht noch ein Manko: mit einer Regelvariation lässt sich das Spiel zwar auch zu zweit spielen, doch das funktioniert eigentlich nicht wirklich gut. M.E. ist es zu zweit fast schon unspielbar und ist deshalb erst ab drei Spielern zu empfehlen, besser noch mehr als drei.

Fazit: Relativ einfaches, nicht allzu planbares, recht teures, aber sehr schönes Spiel, auch als Familienspiel geeignet… von mir eine Top-Hauptwertung und eine Kaufempfehlung.

(c)2011 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

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