Rezension “Istanbul”

Istanbul (Pegasus)

Bei Istanbul übernimmt man die Rolle von türkischen Kaufleuten, die ihren Geschäften auf dem Basar nachgehen. Ziel ist es, die notwendige Anzahl an Rubinen zu sammeln; wem das zuerst gelingt, der gewinnt das Spiel. In der Box von Istanbul findet man 16 Ortsplättchen, Spielertableaus (Handkarren) und Erweiterungen für die Handkarren, 26 Bonuskarten, 16 Moscheeplättchen, 10 Nachfrageplättchen, Münzen in unterschiedlicher Stückelung, Postanzeiger, Kaufmänner und Gehilfen, Familienmitglieder, Warenanzeiger, Übersichten, Startspielerplättchen, Gouverneur und Schmuggler, 32 Rubine, zwei Würfel und die Spielanleitung mit ihren 8 Seiten (auch in englischer Sprache vorhanden).

Jeder Spieler erhält einen “Turm” aus Holzscheiben, 4 Gehilfen und oben noch den passenden Kaufmann drauf. Dieser Stapel wird auf das Brunnenfeld gesetzt. Außerdem erhält jeder Spieler Startkapital in Form von Münzen, ein Spielertableau (Handkarren, ohne Ausbau), sowie die 4 Warenanzeiger in der Spielerfarbe. Diese Anzeiger werden auf den Handkarren gesetzt und zeigen an, welche Vorräte der Spieler aktuell besitzt (Gewürze, Obst, Tuch, Schmuck). Vor dem Spiel muss das Spielfeld ausgelegt werden. Dazu gibt es 16 Ortsplättchen und es wird ein Raster von 4 x 4 Plättchen ausgelegt. Die Ortsplättchen beinhalten unterschiedliche Nummerierungen, die man für den Aufbau verwenden kann. Die Plättchen können aber auch zufällig ausgelegt werden. Dabei muss man dann nur darauf achten, dass zumindest das Feld “Brunnen” auf den inneren 4 Feldern liegt und der Schwarzmarkt mindestens 3 Felder von der Teestube entfernt ist, ansonsten einfach zufällig auslegen. Unterschiedliche Plättchen müssen noch nach Anleitung platziert werden. Auch die Rubine, die man während des Spiels sammeln muss, finden ihren Platz, dann geht es los.

Jedes Ortsplättchen bietet eine andere Aktion, die der Spieler dort ausführen kann. Der aktive Spieler darf dabei seinen Kaufmann – zusammen mit den Gehilfen, die unter ihm liegen – ein oder zwei Felder weit bewegen. Auf dem erreichten Feld lässt der Spieler dann einen seiner Gehilfen zurück, um die Aktion des Feldes ausführen zu können. Der Gehilfen-Turm wird also mit jeder Bewegung kleiner. Ist nur noch der Kaufmann übrig, dann kann er selbst keine Aktion ausführen. Statt dessen muss man den Kaufmann auf den Brunnen bewegen, denn dort können dann die ganzen Gehilfen wieder zusammengetrommelt werden, um so wieder neue Aktionen ausführen zu können. Statt Gehilfen einzeln zurückzulassen, kann man aber auch Gehilfen während einer Bewegung einsammeln. Auch so darf man dann die Aktion des Feldes ausführen. Gezielte Planung der Bewegungen ist also dringend notwendig… nur so hat man in einer geübten Spielrunde eine Chance, mit der Anzahl der Rubine mithalten zu können.

Nun, was gibt es für verschiedene Aktionen?  Es gibt verschiedene Lager, in denen man seine Vorräte im Marktkarren auf die Höchstmenge aufstocken kann. Anfangs kann der Karren maximal drei Einheiten jeder Sorte halten. Mit den Erweiterungen des Marktkarrens (erhältlich beim Wagner) kann man die Fassungsmenge des Marktkarrens erhöhen, bis auf maximal 6 Einheiten. In der Teestube kann man sich Geld erzocken. Beim Edelsteinhändler kann man gegen Münzen Edelsteine kaufen… die werden zunehmend teurer. Beim Sultanspalast kann man Edelsteine gegen Abgabe von Vorräte erhalten… auch hier wird der Preis zunehmend teurer. In den Moscheen kann man Moschee-Plättchen erhalten, die für den weiteren Spielverlauf Vorteile bringen (z.B. Verringerung Würfelglück). In der Post bekommt man wechselnde Erträge, bei der Karawanserei kann man Bonuskarten erhalten, auf den Märkten kann man Vorräte verkaufen, um Münzen zu erhalten, der Schwarzmarkt ist der Ort, wo man sich vor allem Schmuck besorgen kann und in der Polizeiwache kann man ein Familienmitglied “auslösen”, um dieses dann auf dem Basar loszuschicken, um eine Aktion auszuführen. Der Brunnen erlaubt es – wie schon erwähnt – die Gehilfen wieder einzusammeln.

Trifft man während der Bewegung seines Kaufmanns auf andere Kaufleute, dann muss man dem entsprechenden Spieler eine Münze übergeben. Begegnet man einem Familienmitglied eines anderen Spielers, schickt man dieses in die Polizeiwache zurück. Außerdem gibt es noch die Figuren “Gouverneur” und “Schmuggler”. Auch hier löst die Begegnung jeweils etwas aus.

Während der recht kurzen Partie (nur so ca. 40 – 60 Minuten) bewegt man also seinen Kaufmann mit den Gehilfen möglichst sinnvoll auf dem Basar herum, organisiert sich die verschiedenen Vorräte, die man dann auf den Märkten verkauft. Nebenbei zockt man sich in der Teestube nen Wolf, damit man mit den gesammelten Münzen beim Edelsteinhändler nen weiteren Rubin kaufen kann. Man muss die Kaufleute der Mitspieler möglichst gut “umschiffen”, um zusätzliche Kosten zu vermeiden. Sobald man 5 Rubine (bei 2 Spielern 6 Rubine) gesammelt hat,, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Wer dann die meisten Rubine gesammelt hat, der gewinnt die Partie.

Istanbul hat ja vor kurzem den Preis “Kennerspiel des Jahres 2014” erhalten. Beim “normalen” Preis “Spiel des Jahres” konnte man ja in den vergangenen Jahren beobachten, wie die Preisträger zunehmend “einfacher” wurden. Die Zielgruppe des Preises änderte sich entsprechend auch. Also wurde der Preis “Kennerspiel des Jahres” eingeführt, der eher die anspruchsvolleren Spiele abdecken soll. Auch in dieser Kategorie ist “Istanbul” aber eher ein Leichtgewicht. Das Regelwerk ist übersichtlich, schnell erklärt und sehr eingängig. Die Spieldauer ist für ein Spiel dieser Kategorie sehr kurz, was ich als sehr angenehm empfinde. Die Bewegungen des Kaufmanns sollte man sehr genau planen, da man sich Fehler nicht wirklich leisten kann. Die Dauer ist dafür einfach zu kurz, so kann jede falsche Bewegung einen Rubin Rückstand bedeuten und *ZACK* hat man keine Chance mehr. Mir gefällt es besonders gut, dass man das Spiel schnell an neue Spieler weiter erklärt hat. Der Einstieg fällt sehr leicht und bisher machte Istanbul allen Mitspielern sehr viel Spaß, so gefiel es auch mir wirklich gut; speziell der Zugmechanismus mit den Gehilfen, die man zurücklassen muss, gefällt mir ganz gut. Die Möglichkeit, das Spielfeld immer neu aufzubauen, ist sehr reizvoll.

Fazit: angenehm kurzes Kennerspiel des Jahres mit interessantem Zugmechanismus.

(c)2014 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Pegasus für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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