- Verlag: Pro Ludo
- Autor: Wolfgang Kramer & Horst-Rainer Rösner
- Spieleranzahl: 2 - 5 Spieler
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 60 - 120 Minuten
- Jahrgang: 2007
Die schöne Box von „El Capitan“ weckt schon das Interesse 🙂 .. nur, was verbirgt sich hinter der Neuheit von „Pro Ludo“ und dem Autorenteam „Wolfgang Kramer“ & „Horst-Rainer Rösner“?… ganz einfach: ein Spiel, das in Wirklichkeit nicht mehr ganz so neu ist, nämlich das Spiel „Tycoon“, welches bereits 1998 von Jumbo veröffentlicht wurde. Ging es damals noch um den Ausbau eines Hotelimperiums, so geht es heute darum, mit seinem Schiff herumzuschippern, um in möglichst vielen Mittelmeerhäfen seine Warenhäuser zu bauen. Geändertes Thema, gleiches Spiel. Doch viele Spieler werden das Spiel von damals nicht kennen; deshalb folgt nachher natürlich eine ausreichende Beschreibung des Spiels… aber zuvor noch kurz zum Material:
Der Inhalt der schmucken Spielbox ist recht umfangreich. Man findet den Spielplan, 90 Warenhäuser, 5 Schiffe, 15 Festungen, ein Startspieler-Kärtchen, einen Haufen Karten (2 Arten von Segelkarten, Darlehenskarten und noch drei Bonuskarten) und natürlich jede Menge Spielgeld in Form von Kartonmünzen (die Spielwährung ist „Florin“); ach ja, die 12-seitige Spielanleitung liegt natürlich auch bei (davon 10 Seite mit Regeltext). Für eine Variante des Spiels gibt es noch 3 zusätzliche Spieltafeln und ein schwarzes Piratenschiff. Das Material sieht ganz nett aus. Der Spielplan zeigt die verschiedenen Hafenstädte mit verschiedenen Bauplätzen, auf denen man später die Warenhäuser bauen kann. Außerdem gibt es in jeder Hafenstadt zwei Bauplätze für Festungen, die man auch noch bauen kann. Standardmäßig gibt es auf dem Spielplan 9 Städte. Diese Anzahl kann im erweiterten Spiel durch Anlegen von 3 zusätzlichen Spieltafeln erweitertet werden. Die Grafik des Spielplans ist ganz nett, wenn auch auf Dauer ein wenig langweilig. Die Spielkarten sind von guter Qualität und sind auch schön anzusehen. Die Kartonmünzen als Spielwährung gehen klar. Das Baumaterial ist aus Holz. Die Häuser und die Festungen entsprechen dem Siedler-Design, die Festungen werden mit Holz-Zylindern dargestellt. Die Spielanleitung ist recht umfangreich und teilweise auch ein wenig holperig zu lesen. Es sind zwar schon genug Beispiele und Abbildungen enthalten, doch trotzdem würde ich die Regeln bereits vor dem Spieleabend studieren, damit die Mitspieler nicht schon vor dem ersten Spiel die Lust an „El Capitan“ verlieren 🙂
So, nun aber zum Spiel selbst. Jeder Spieler erhält 6 Häuser, das Schiffchen sowie eine Festung in seiner Farbe. Außerdem bekommt man noch 20 Florin als Startkapital. Die Segelkarten werden in zwei Stapel getrennt und in sich gemischt. Es gibt Segelkarten mit einem einzelnen Ort und es gibt Segelkarten mit einer Strecke (also zwei Orten „von – nach“). Die Segelkarten mit einem einzelnen Ort sind teurer als die Anderen, da man mit diesen direkt zu diesem Hafen schippern kann; egal wo man momentan steht. Außerdem sind auf diesen Karten Siegel abgebildet (1 – 3 Stück). Je nach Anzahl der Siegel kann man um diese Anzahl Städte weiterreisen (ohne die angegebene Stadt zu berücksichtigen). Die Handhabung dieser Karten ist also recht flexibel, weshalb sie eben teurer sind. Die Segelkarten mit den Strecken sind wie gesagt günstiger in der Anschaffung, aber beschränken sich stets auf eine einzige Reisestrecke. Man kann ausschließlich zwischen den beiden Hafenstädten reisen, die auf der Karte angegeben sind (in die eine oder in die andere Richtung). Von den teureren Segelkarten werden 4 Karten offen als Auslage bereitgelegt; von den anderen Segelkarten werden 6 Karten neben den Spielplan als Auslage präsentiert. Die Darlehenskarten kommen auf die dafür vorgesehenen Felder am Rand des Spielplans. Die Bonuskarten werden auch bereitgelegt und los kann es gehen 🙂 ..puuuuh.. endlich 😉
Das verläuft in drei Phasen. Eine Phase dauert immer so lange, bis einer der Spieler sein komplettes Baumaterial verbraucht hat, also alle Häuschen und die Festungen (oder später ggfs. auch Festungen) gebaut wurden. Dann wird die laufende Spielrunde noch zu Ende gespielt, damit jeder Spieler die gleichen Möglichkeiten hatte… anschließend endet diese Phase. Jeder Spieler erhält wieder 6 neue Häuser und eine weitere Festung. Zuvor ist aber noch Zahltag. Die Spieler bekommen Kohle für ihre geleistete Bauarbeit. Der Spieler mit der wenigsten Kohle wird neuer Startspieler und die nächste Phase beginnt.
Innerhalb einer Phase läuft das so: der aktive Spieler kauft sich aus der Auslage Segelkarten, damit er mit seinem Schiff herumschippern kann. Er kann pro Zug auch mehrere Karten kaufen. Davor oder danach muss er eine der 3 Aktionen ausführen:
(A) Warenhaus bauen oder wieder eröffnen:
Das Hafenfeld, auf dem sein Schiff steht (jede Stadt bietet zwei Anlegestellen; sind beide belegt kann man hier momentan nicht anlegen) gibt vor, wie teuer der Bau eines Warenhauses in diesem Hafen ist. Die Bauplätze sind um die Stadt herum angeordnet. Diese Bauplätze werden der Reihe nach bebaut. Wird ein dunkler Bauplatz bebaut wird das erste Warenhaus dieser Stadt geschlossen und das Häuschen wird auf das Feld in die Mitte gestellt (kann vom Besitzer später wieder gratis eröffnet werden, sobald sich sein Schiff wieder in diesem Hafen befindet). Immer das nächste Feld (also der nächste freie Bauplatz) gibt vor, wie hoch später der Zahltag sein wird. Beim Zahltag bekommt man Kohle für die Verbreitung (also für die Anzahl der Städte, in welchen man gebaut hat) und für die Mehrheit in einer Stadt (also für die Anzahl der Warenhäuser in einer bestimmten Stadt). Außerdem bekommt man auch Münzen für gebaute Festungen. Auch für diese Auszahlung ist das nächste freie Bauplatz-Feld relevant.
(B) Eine Festung bauen:
Jede Stadt bietet zwei Bauplätze für Festungen an. Ein Spieler kann aber in einer Stadt nur eine Festung bauen. Wie schon erwähnt, bekommt man auch für Festungen zusätzliches Geld am Zahltag, welches man dann später wieder neu investieren kann 🙂 Normalerweise bekommt man die Hälfte der Punktzahl als Münzen ausbezahlt, die auf eben dem nächsten freien Bauplatz dieser Stadt zu erkennen ist. Befindet sich die Festung aber sogar in der Stadt mit den meisten Warenhäusern, so erhält man nicht die Hälfte dieser Punktzahl, sondern genau diese Punktzahl.
(C) Darlehen aufnehmen:
Gerade in der ersten Hälfte des Spiels wird das Geld schnell knapp und es ist wichtig, die ganze Sache erst mal richtig in Schwung zu bekommen, so dass man schon das ein oder andere Darlehen aufnehmen sollte. Dazu fährt man in den entsprechenden Hafen, nimmt sich eine Darlehenskarte (man kann zwei verschiedene Beträge als Kredit aufnehmen). Spätestens am Ende einer Phase sollte man die Darlehen zurückbezahlen (natürlich inkl. Zinsen *ggg*… aus 10 wird 12 und aus 16 wird 20). Ist einem dies nicht möglich, kann man den Kredit auch eine Phase verlängern, was dann aber von den Zinsen recht deftig wird. Anfangs hat man vielleicht das Gefühl, es hat sich nach Rückzahlung des Darlehens gar nichts am Vermögen getan, doch auf Dauer zahlt sich die Investition aus.
Natürlich gibt es viele Regelfeinheiten, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen werde, da es den Rahmen sprengen würde. Sollte das Grundspiel nach ein paar Runden langweilig werden, bietet sich die erweiterte Regel an. Dazu gibt es 3 weitere Spieltafeln (Lisboa, Porto und Islas Canarias), die gewisse Sonderregeln mit sich bringen (jede Stadt für sich).
Für das Spiel zu Zweit gibt es auf 1 1/2 Seiten besondere Regelergänzungen, damit das Spiel auch in dieser Zusammensetzung recht rund läuft. Dazu spielen die beiden Spieler zusätzlich zu ihrer Hauptfarbe noch eine neutrale Farbe; so erhöht sich einfach die Zahl der gebauten Häuschen, da diese bei nur zwei Spielern recht übersichtlich ist.
Die anfangs erwähnten Bonuskarten erhält man, sobald man in allen Städten vertreten ist. Der erste Spieler, der dies schafft, bekommt die Bonuskarte mit den 15 Florin, der Zweite die mit 10 Florin usw… Ausbezahlt wird dieser Betrag aber nicht, sondern am Ende des Spiels erhält man diese Anzahl an Florin zu seinem Guthaben addiert. Nach dem Zahltag der dritten Phase wird komplett abgerechnet. Alle Darlehen müssen zurückbezahlt werden. Wer zum Schluss die meiste Kohle übrig hat, gewinnt „El Capitan“.
Je nach Spielerzahl fällt die Spieldauer unterschiedlich aus. In voller Besetzung können da gut und gerne mal zwei Stunden draufgehen, was also nicht für ein schnelles Spiel für Zwischendurch spricht ;)) .. aber das möchte „El Capitan“ ja auch nicht sein. Mit zwei Spielern funktioniert „El Capitan“ auch ganz gut (eben mit den Sonderregeln für zwei Spieler), wobei das Spiel mit zunehmender Spielerzahl besser wird; man kommt sich einfach mehr in die Quere und ich brauch das beim Spielen ein wenig ;))
Alles in allem ist „El Capitan“ ein ganz gutes Spiel; wie gesagt ist die Idee nicht neu… es ist ein Remake des Spiels „Tycoon“ aus dem Jahre 1998, aber aufgrund des akzeptablen Materials und der guten Umsetzung gefällt uns „El Capitan“ ganz gut und wird sicherlich auch wieder auf unserem Spieletisch landen…. Schiff Ahoi 🙂
Fazit: wer „Tycoon“ nicht besitzt, kann sich mit ruhigem Gewissen „El Capitan“ anschauen 🙂
(c)2007 Dirk Trefzger
Material
Regeln
Idee
Spielreiz
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