Rezension “Der Hobbit”

Der Hobbit (Kosmos)

Von den bisher veröffentlichten Spielen zum Thema “Herr der Ringe” (bzw. in diesem Falle ja zur Vorgeschichte zur Triologie) gab es ja nicht wirklich viele brauchbare Exemplare. Die Variante von Kosmos, bei der man in Kooperation versucht, zu siegen, war eigentlich noch ganz interessant. Schaut man nun in die Box von “Der Hobbit” sieht man schon gewisse Ähnlichkeiten. Der Spielplan zeigt einen Abenteuerpfad mit diversen Symbolen und verschiedenen Abenteuerfeldern. Bilbo wandert diesen Pfad entlang, um dann zum Schluss gegen Smaug, den Drachen, zu kämpfen. Ähnlich einem Rollenspiel besitzt jeder Spieler drei Charakterzüge, die man während des Spiels aufleveln kann. Die Spieler spielen dabei die Begleiter von Bilbo, in diesem Falle die Zwerge.

Die Box verbirgt wirklich schönes Material: Spielplan, Bilbo- und Drachen-Figur, Ereignis- und Abenteuerkarten, Charaktertafeln und Charaktermarker, 60 Zwergkarten, Drachenkärtchen, 50 Proviantplättchen, den einen Ring, 75 Edelsteine sowie 5 Symbolwürfel… natürlich ist auch wieder eine brauchbare Spielanleitung enthalten. Die Bilbo-Figur und die Drachenfigur sind sehr schön gestaltet, wenn auch aus Kunststoff, oder in diesem Fall: gerade deswegen. Die Ereignis- und Abenteuerkarten beinhalten immer kurze Auszüge aus dem Buch, die ganze Grafik schaut ganz hübsch aus, wirklich alles ganz stimmig, doch wie man weiß: Aussehen ist nicht alles!

Bilbo wird auf das Startfeld gestellt. Smaug wird auf das letzte Feld gestellt. Die Abenteuer- und Ereigniskarten werden nach Anleitung zu vier Stapeln vorbereitet. Jeder Spieler erhält 5 Zwergkarten und 3 Proviantplättchen als Startkapital. Außerdem erhält jeder Spieler eine Charaktertafel und setzt jeweils einen Marker unten auf die Leiste (je nach Schwierigkeitsgrad aufs unterste, zweit- oder drittunterste Feld der jeweiligen Reihe). Die restlichen Proviantplättchen werden bereit gelegt. Die Zwergkarten bilden einen Nachziehstapel. Auch die Würfel liegen griffbereit und los geht’s.

Es werden vier Abschnitte gespielt (es gibt ja wie gesagt 4 Kartenstapel). Nacheinander werden erst einmal die Ereigniskarten des 1. Stapels aufgedeckt. Die Ereignisse werden durchgespielt. Es gibt drei verschiedene Ereignisse:

(A) Reisekarte: Die Spieler legen verdeckt eine Zwergkarte vor sich ab. Der Spieler mit der niedrigsten Karte beginnt, dann der nächsthöhere, usw. Bilbo bewegt sich ein Feld und der entsprechende Spieler erhält das was auf dem Feld abgebildet ist bzw. muss das abgeben was abgebildet ist. So wird eine der Charakterdimensionen auf- oder abgelevelt. Es gibt “Mut”, “Stärke” oder “Klugheit”. Alternativ gibt es auch Felder, die dem Spieler neuen Proviant bescheren. Dazu aber später noch mehr.

(B) Fähigkeitskarten: Diese Karten bringen dem Spieler, der diese Karte “ersteigert” einen einmaligen Zusatznutzen. So kann eine solche Karte z.B. zusätzliche Symbole (Stärke, etc.) bringen oder man kann das Ergebnis eine Würfels verdoppelt oder mehr. Um diese Karte zu bekommen, legt wieder jeder Spieler eine Karte vor sich ab. Je nach Karte gewinnt der Spieler mit der geringsten Zwergkarte oder der Spieler mit der höchsten Zwergkarte die Karte und kann sie dann später einsetzen.

(C) Geschenkkarten: Hier können alle Spieler ihren Charakter aufleveln… manchmal auch gegen Bezahlung (z.B. Proviantplättchen).

Erreicht Bilbo das erste Abenteuerfeld (das allererste ist “Hinterhalt der Orks”), kommt es zum ersten Abenteuer. Nun wird die erste Abenteuerkarte vom Stapel aufgedeckt. Der Spieler mit dem größten “Mut”-Wert auf seiner Charaktertafel beginnt das Abenteuer und muss versuchen das aufgedeckte Abenteuer zu bestehen. Um ein solches Abenteuer zu bestehen, muss man steht die auf der Karte angegebenen Werte erreichen (das können “Mut”, “Stärke” oder auch “Proviant” sein, bzw. eine Kombination aus verschiedenen Werten). Die Werte, die man bereits auf der Charaktertafel vorweisen kann bilden hierbei einen Grundstock und mit den 5 Würfeln kann man bzw. muss man diese Werte erhöhen, um dann mindestens die abgebildeten Werte zu erreichen. Besteht der Spieler das Abenteuer, erhält er die abgebildeten Edelsteine als Punkte (je schwerer das Abenteuer desto mehr Edelsteine bekommt der Spieler). Besteht der Spieler das Abenteuer nicht, dann wird ein Drachenplättchen aufgedeckt. Der Spieler muss in der Regel was abgeben (Proviant oder auch was auf seiner Charaktertafel) und oft kommt auch Smaug auf dem Spielplan entgegen, was auch schlecht ist, denn wenn Smaug Seestadt vor Spielende erreicht, dann endet das Spiel vorzeitig… zack, bumm. Dann ist der nächste Spieler an der Reihe und muss das nächste Abenteuer bestehen. Möchte ein Spieler ein Abenteuer nicht wagen, dann kann er das Abenteuer auch weiter geben. Der nächste Spieler kann das dann übernehmen oder auch passen. Passen alle Spieler, dann wandert Smaug ein Feld in Richtung Seestadt. Sind alle Abenteuer-Karten eines Abschnitts überstanden, dann kommen die nächsten Ereignisse, 2, 3 und zum Schluss dann 4 (überraschend, oder?). Wird das letzte Abenteuer des 4. Stapels absolviert, dann endet das Spiel. Gewinner ist der Spieler, der die meisten Edelsteine sammeln konnte.

Die Anleitung bietet noch kleine Regelvariationen, z.B. den Hinweis, dass man das Spiel auch rein als Kooperationsspiel spielen kann. Was man auch gut machen kann: die Fähigkeiten der Spieler durch die Anordnung der Charaktermarker zum Beginn des Spiels auszugleichen. Anfänger erhalten anfangs höhere Anfangspunkte auf der Charakterkarte.

Wie anfangs schon erwähnt, ist das Material wirklich sehr schön, doch leider ist es so, dass “Der Hobbit” spielerisch nicht wirklich überzeugen kann. Das Thema ist an sich ganz gut umgesetzt und auch die Textzitate auf den Karten tragen etwas zur Atmosphäre bei, doch insgesamt hinkt der Spielspaß der ganzen Aufmachung deutlich hinterher. Grund dafür ist sicherlich, dass der ganze Ablauf immer gleich von Statten geht… es dümpelt quasi so vor sich hin. Die Einflussmöglichkeiten sind mäßig, der Glücksfaktor ist sehr hoch (und das nicht nur wegen der enthaltenen Würfel). Eigentlich hatte ich gehofft, das Spiel bringt mehr Spaß, denn ich liebe Spiele, die zu ihren spielerischen Qualitäten auch noch optische Qualitäten bieten können, doch leider lahmt “Der Hobbit” deutlich.

Fazit: Material hübsch, Spiel schnell langatmig, nur für Tolkien-Fans interessant.

(c)2012 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Kosmos für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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