Rezension “Das Geheimnis der Abtei”

Das Geheimnis der Abtei (Days of Wonder)

Die aktuell getestete Version umfasst bereits die Erweiterung “Die Chroniken der Pilger”, welche das Spiel mit neuen Karten “spickt”. Auf die zusätzlichen Karten werde ich jedoch nicht eingehen; ich werden hier vielmehr den Spielablauf des “normalen” Spiels kurz erläutern… dazu später mehr.

Nach dem Öffnen der Spielebox blickt man auf umfangreiches Spielmaterial… da wären:

– Spielplan
– 6 Mönchsfiguren
– 6 Faltblätter als Cover für die Verdächtigenlisten und gleichzeitig als Kurzanleitung
– 102 Spielkarten (Verdächtige, Bibliotheks-, Ereignis-, Krypta-, Messe- und Scriptoriumkarten)
– Block mit Verdächtigenlisten (50 Blatt)
– 3 Würfel
– 1 Glocke
– Spielanleitung

Vor dem Regelstudium darf man das genannte Spielmaterial erst mal bestaunen. Am Material gibt es absolut nichts zu bemängeln. Der Spielplan ist stimmungsvoll gemalt. Die Mönchsfiguren aus Kunststoff sehen nett aus (siehe Foto). Auch die ganzen verschiedenen Spielkarten sind sehr schön illustriert… also optisch insgesamt eine wirklich runde Sache… deshalb auch die entsprechende Höchstwertung beim Material.

Ich versucht nun einen kleinen Überblick über den Spielablauf zu geben. Aufgrund der doch recht umfangreichen Regeln (die Spielanleitung umfasst immerhin 8 DinA4-Seiten, vollgepackt mit Regeltext *grins*) kann das nur in zusammengefasster Form erfolgen. Eine echte Spielanleitung soll der folgende Text also nicht darstellen:

In der Abtei geschieht ein Mord. Einer der anwesenden Mönche wird heimtückisch getötet (“Der Name der Rose” lässt grüßen). Die Aufgabe der Spieler ist es nun, den Täter herauszufinden. Dies geschieht quasi im Ausschlussverfahren. “Das Geheimnis der Abtei” ist also ein Deduktionsspiel, ähnlich wie auch das altbekannte “Cludeo”, was bereits zu den Spieleklassikern gezählt werden kann. So richtig frisch ist die Idee also nicht wirklich, doch die Umsetzung des Themas ist wirklich sehr gut gelungen. Vor dem Spiel werden zwei der Würfel auf den Beichtstühlen platziert. Der dritte Würfel gibt nach einem Wurf den Startspieler vor. Dieser nimmt die oberste Messekarte und platziert die Messeglocke darauf.

Die Spielkarten werden nach ihrer Rückseite sortiert. Eine der Verdächtigenkarten wird gezogen und unter den Spielplan gelegt. Dieser Mönch ist das also der Täter, nach dem gesucht wird. Von den Verdächtigenkarten erhält dann jeder Spieler eine bestimmte Anzahl (je nach Spieleranzahl), die restlichen Verdächtigen werden auf dem Spielplan platziert. Auch die anderen Karten werden auf dem entsprechenden Platz auf dem Spielplan bereitgelegt. Jeder Spieler erhält ein Blatt mit der Verdächtigenliste und ein Faltblatt mit der Kurzanleitung, welches auch als Sichtschutz für die Verdächtigenliste fungiert Auf der Verdächtigenliste können die Spieler nun gleich die bereits vorliegenden Verdächtigen markieren, denn diese scheiden als Täter schon mal aus.. soweit so gut. Die Mönchsfiguren stehen beim Start auf der Kapelle… los geht’s.

Während des Spiels geht es nun darum, sich in der Abtei zu bewegen (wenn man am Zug ist darf man seine Figur um einen oder zwei Räume bewegen) und Informationen zum Täter zu sammeln… ok, eigentlich sammelt man Informationen zu den “Nichttätern” *grins*… So darf man beispielsweise beim Betreten eines Raums, in dem sich bereits eine andere Figur befindet, diesen Spieler eine Frage stellen. Diese darf z.B. lauten: “Hast Du Bruder Engelbert schon von der Liste gestrichen?”. Der gefragte Spieler kann auch ein Schweigegelübte ablegen und nicht antworten. Antwortet er aber, darf er ebenfalls eine Frage an den anderen Spieler stellen. Die anderen Spieler bekommen diese Infos ja auch mit und können entsprechend auch davon profitieren. So läuft das Spiel also reihum; insgesamt über 8 Runden (also 8 Messekarten). Für jede Messekarte werden 4 Teilrunden gespielt. Danach ist die Messe. Die Spielfiguren werden zur Messe auf die Kapelle zurückgestellt. Die Angaben der Messekarten werden ausgeführt (z.B. werden Karten an den linken Nachbarn weitergegeben). Danach ist der nächste Spieler Startspieler… so geht es immer weiter reihum. Auf manchen Räumen bekommt man besondere Karten, die dem Spieler gewisse Aktionen erlauben, so darf man dann beispielsweise eine höhere Anzahl Schritte machen in seinem Zug oder die Krypta-Karte erlaubt es einem Spieler nach seinem Zug erneut einen kompletten Zug auszuführen. Es gibt ziemlich viele verschiedene Karten , die das Spiel an sich ziemlich abwechslungsreich gestalten. Manchmal darf man Fragen stellen, manchmal darf man anderen Spielern Informationen “klauen”, in dem man eine Karte aus der Hand zieht, etc…. es gibt also diverse Möglichkeiten, um an neue Infos zu kommen.

Sobald man nun einen gewissen Verdacht hat, welcher Mönch der Täter sein könnte, wandert man ins “Capitulum”, um dort eine Enthüllung zu machen. D.h. man verkündet beispielsweise, dass der Täter seiner Meinung nach auf jeden Fall ein Franziskaner sein muss. Diese Behauptung wird festgehalten. Sobald der Täter dann am Ende des Spiels entlarvt wird, werden die Behauptungen der Spieler geprüft. Jede richtige Behauptung bringt dem entsprechenden Spieler 2 Punkte. Jede falsche Behauptung kostet ihn einen Punkt.

Außer den Enthüllungen kann ein Spieler auch eine Anschuldigung machen. Auch diese muss im “Capitulum” stattfinden. Er verkündet nun den konkreten Namen des mutmaßlichen Täters. Alle Spieler schauen nun in ihre Karten und beweisen ggfs. das Gegenteil, in dem sie dem Verdächtigten ein Alibi verschaffen, in dem sie die Karte den Mitspielern zeigen. War die Anschuldigung falsch, muss der Spieler, der die Anschuldigung ausgesprochen hat, “Buße” tun, in dem er in die Kapelle zurückgestellt wird und dann eine Runde aussetzen muss; außerdem erhält er 2 Minuspunkte. War die Anschuldigung aber richtig, endet das Spiel sofort, denn der Mörder ist gefunden. Der Spieler erhält als Belohnung 4 Punkte. Anschließend werden die Enthüllungen (siehe voheriger Absatz) geprüft und auch dafür die Punkte vergeben. Wer anschließend die meisten Punkte aufweisen kann, gewinnt das Spiel (klingt logisch, ist es auch *grins*).

Insgesamt ist das Spiel aufgrund des tollen Materials und des gut umgesetzten Themas sehr stimmungsvoll (nicht zuletzt wegen der lateinischen Bezeichnungen der Räume) und weiß auch wirklich zu gefallen, doch auch nach einigen Testrunden hat man irgendwie das Gefühl, dass die ganze Fragerei ein wenig ins “Blaue” hinein erfolgt, denn sobald die Karten reihum weitergegeben werden, ist es echt mühsam, sich die Position der Karten einigermaßen zu merken, so dass man nach kurzer Zeit den Überblick verliert. Was bleibt einem dann noch übrig?.. eigentlich nur: Alle Karten, die man zu Gesicht bekommt, auf seiner Liste zu streichen, denn nur diese sind definitiv nicht der Mörder… alle anderen Annahmen sind ECHT anstrengend :))

Die Spielanleitung ist trotz des Umfangs recht übersichtlich, wenn auch manche Regelbeschreibungen ein wenig Interprtationsfähigkeiten erfordern.. aber alles in allem geht die Anleitung schon in Ordnung. Ein kleines Schmankerl ist der Code fürs Online-Spiel, der auf die Anleitung aufgeklebt ist. Mittels dieses Codes kann man auf der Webseite des Herstellers das Game auch online spielen, falls einmal die “realen” Mitspieler fehlen sollten.. ein nettes Bonbon.

Fazit: Trotz der positiven Eigenschaften des Spiels kann ich bei der Hauptwertung “nur” 4 Punkte vergeben, da das Spiel aufgrund der ständigen “Weitergabe der Karten” einfach total an Übersichtlichkeit verliert und es dann leider eher zur Glückssache wird. Wenn man sich dadurch aber nicht abschrecken lässt, erhält man mit “Das Geheimnis der Abtei” ein nettes Deduktionsspiel, dass einem schon viele witzige und spannende Runden bescheren kann.. aber eben nur, wenn man die Ansprüche nicht zu hoch hängt 🙂 … der Preis ist mit ca. 30 Euro nicht wirklich günstig.

(c)2007 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Days of Wonder für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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