Rezension “Modern Art (Oink Games)”

Modern Art (Oink)

Das Spiel “Modern Art” ist ja nicht neu; schon in den 1990ern (ich meine 1993 oder 1994) gab es das Spiel von Dr. Reiner Knizia bereits. Zwischenzeitlich gab es diverse Auflagen in unterschiedlichen Sprachen, u.a. auch eine Version im Programm von Pegasus. Es gibt hier auch eine Rezension zu einer der Vorgänger-Versionen. Oink-Games ist ja bekannt für kleine Spiele, oft auch mit ungewöhnlichem Design. Umso gespannter war ich auf das kleine Spiel.

In der wirklich sehr kleinen Box findet man ein Deck auf 70 Karten mit Kunstwerken, 94 Geldchips, 12 Wertplättchen, 1 Tableau, 5 Sichtblenden, eine kleine Staffelei und die Anleitung als Faltblatt. Das Material passt mal grad so in die Box rein. Sehr cool finde ich, dass eine Mini-Staffelei mit dabei ist; die Plättchen und Chips sind natürlich klein und optisch auch einfach gestaltet. Die Karten mit den Kunstwerken sind überraschend groß und auch nett gestaltet. Mir gefällt das Material insgesamt recht gut.

Was man wissen muss: grundsätzlich mag ich Auktions- bzw. Bietspiele nicht wirklich. Klar, es gibt das ein oder andere Spiel, was mir trotzdem Spaß macht, doch bei “Modern Art” sind die Auktionen verschiedener Kunstwerke das Hauptelement des Spiels. Deshalb war ich nicht nur gespannt, sondern auch ziemlich skeptisch. Doch ich muss sagen, das Spielchen ist nicht schlecht. Fakt ist tatsächlich, dass es wirklich rein um die Bieterei geht. Knifflig ist dabei zum einen, wie sich die Preise für die verschiedenen Kunstwerke bilden, zum anderen gibt es ganz verschiedene Biet-Modi, die das Spiel wirklich interessant machen. In etwa läuft das so: man hält Karten auf der Hand (abhängig von der Spieleranzahl). Der aktive Spieler ist der Auktionator und bietet eine seiner Handkarten an. Sie wird auf die beiliegende kleine Staffelei gestellt und dann geht’s los. Die angebotene Karte gibt mit einem Symbol vor, welche Art von Auktion nun durchgeführt wird. So gibt es beispielsweise eine Auktion, bei der die Spieler einfach wild durcheinander erhöhen dürfen, bis der Höchstbieter letztlich die Karte gegen Bezahlung des Gebots erhält. Ein anderer Modus lässt reihum nur ein einzelnes Gebot zu. Die geheime Auktion läuft so ab, dass man sein Gebot in die geschlossene Hand nimmt und gleichzeitig aufdeckt. Auch ein Festangebot gibt es. Hier wählt der Auktionator einen Preis aus. Reihum entscheiden die Spieler, ob sie die Karte zu diesem Preis kaufen möchten. Macht das niemand, muss der Auktionator die Karte selbst zu diesem Preis kaufen. In den meisten anderen Fällen kann der Auktionator die Karte auch gratis erhalten, wenn gar keiner mitbietet, was aber eher selten vorkommen wird. Zu guter Letzt gibt es noch eine sogenannte Doppelauktion. Hier werden zwei Karten angeboten. Der aktive Spieler kann zusätzlich zur Karte mit dem Doppelauktionssymbol noch eine weitere Karte desselben Künstlers anbieten. Oder er bietet nur die eine Karte an und reihum haben die Mitspieler die Möglichkeit, eine weitere Karte hinzuzufügen. Diese zweite Karte gibt dann den Auktionsmodus vor. Wieso erkläre ich das mit den Auktionen so genau?… um zu zeigen, dass genau hierin der Reiz des Spiels liegt. In vielen Spielen kommen Auktionen vor, mal geheim, mal offen-endlos, mal so mal so… im Prinzip kann man “Modern Art” als Trainingsspiel für andere Spiele nutzen, denn hier geht es um das pure geschickte Bieten auf die Karten.

Sobald die fünfte Karte eines Künstlers angeboten wird, endet die Runde. Nun kommt es darauf an, von welchem Künstler wie viele Karten gekauft wurden. Hier werden nun Wertungspunkte vergeben (1. Platz 30 Punkte, 2. Platz 20 Punkte, 3. Platz 10 Punkte). Nach der ersten Runde sind das dann auch die Geldbeträge, die man jeweils für solche Karten bekommt. In den weiteren Runden kommen aber weitere Wertungsmarker dazu und der Wert steigt; aber Vorsicht: zwei der Künstler sind nach der Runde gar nicht gefragt und deren Kunstwerte deshalb gerade wertlos. Nur wenn also in der letzten Runde ein Wertungsmarker vergeben worden ist, kann man alle Werte zusammenaddieren und man erhält die große Kohle für die Gemälde. Das ist wirklich sehr interessant und knifflig.

Wer nach der vierten Saison (so heißen die Runden) das meiste Geld vorweisen kann, der gewinnt die Partie. “Modern Art” hat mich tatsächlich sehr überrascht. Es gibt leider nicht so viele Spiele des Altmeisters “Reiner Knizia”, die mir wirklich gut gefallen… wenn aber, dann eher die älteren Spiele, was dann ja auch auf “Modern Art” zutrifft. Die Kombination der verschiedenen Auktionsmodi ist einfach gut gemacht, die Preisfindung der Kunstwerke ist toll, die kleine Box (eben in dieser Edition) ist irgendwie süß. Wie leider so oft, kann man das Spiel nur ab drei Spielern spielen, aber es geht sogar mit bis zu fünf Spielern, was auch nicht schlecht ist. Die Spieldauer überraschte uns etwas, immerhin brauchten wir beispielsweise bei einer Partie zu dritt ca. 1,5 Stunden. Hatte mit einem kürzeren Spiel gerechnet… war aber nicht schlimm, es war bis zum Schluss spannend. Aufgrund der Größe lässt sich das Spiel natürlich auch gut auf die Reise mitnehmen. Ein kleiner Wertmutstropfen ist allerdings der Preis. Rund 30 Euro für eine so kleine Box ist natürlich schon ein Wort. Da muss man dann vielleicht doch überlegen, ob man sich auf dem Gebrauchtmarkt umschaut.

Fazit: kleine Box, großes Spiel, leider ein verhältnismäßig großer Preis

(c)2018 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Oink Games für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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