Rezension „Glasstraße“

Glasstraße (Feuerland)

Nach dem tollen Terra Mystica habe ich mir dieses Jahr auch das neue Spiel im Programm von Feuerlandspiele, nämlich Glasstraße von Uwe Rosenberg, besorgt. Die Box ist etwas schlanker als die von Terra Mystica… zum Glück, denn immerhin hab ich das Spiel auf der Messer herumgeschleppt 😉 Die Box ist aber trotzdem sehr gut gefüllt. Für jeden Spieler gibt es einen Satz von 15 Karten, mit Fachkräften die unterschiedliche Fähigkeiten haben. Dann gibt es für jeden Spieler einen Landschaftsplan sowie jeweils ein Produktionstableau mit Rosenberg’schen Produktionsrädern, eines für sogenanntes Waldglas und eines für Ziegelsteine. Für die zentrale Auslage der Gebäude gibt es eine separate Tafel. Es gibt 93 Gebäudeplättchen in drei Kategorien (Umwandlungs-, Sofort- und Punktegebäude). Als Warenmarken gibt farbige Holzscheiben, für die es noch Aufkleber mit kleinen Materialsymbolen gibt, die man vor dem ersten Spiel anbringen kann. Ach ja, es gibt noch diverse Landschaftsplättchen (Wald, Gehölz, Teiche und Mulden). 

Vor dem Start bestückt jeder Spieler sein Landschaftsplan mit den vorgegebenen Landschaftsplättchen. Der Landschaftsplan zeigt auf der linken Seite bereits drei Gebäude, die von Beginn an vorhanden sind. Später baut man Gebäude auf leere Felder des Landschaftsplan. Es gibt auch einige Gebäude, mit denen man bestehende Gebäude überbauen kann. Mit den Umwandlungsgebäuden kann man Waren in andere Waren umwandeln oder man kann Landschaftsplättchen in Waren umwandeln… ok, der Name gibt es ja schon vor. Die Sofortgebäude bringen beim Bau des Gebäudes einen direkten sofortigen, aber auch nur einmaligen, Effekt. Die Punktegebäude bringen am Ende des Spiels zusätzliche Punkte für bestimmte Bedingungen (z.B. Für Glas im Vorrat oder für bestimmte Landschaftsplättchen).

Glasstraße bietet gleich zwei Rosenberg’sche Produktionsräder. Mit dem einen produziert man aus vier Materialien und Nahrung für die Arbeiter Glas, in diesem Fall das grünlich schimmernde Waldglas; mit dem anderen produziert man aus zwei Materialien und ebenfalls Nahrung für die Arbeiter Ziegelsteine. Glas und Ziegelsteine, aber auch anderes Material wie z.B. Holz, werden für den Bau der Gebäude benötigt… und nur Gebäude bringen am Ende Spiels die notwendigen Siegpunkte. Ach ja, falls jemand die Technik des Produktionsrad nicht kennen sollte: es ist zwar schwierig, das zu umschreiben, aber ich versuch es mal. Rechts vom zentralen Zeiger wird das Material angezeigt, wie viele Einheiten hat man z.B. von Holz, Quarzsand, etc… sobald das Feld neben diesem Zeiger leer ist, bedeutet das, dass man mindestens eine Einheit von allem Material hat… dann wird der Zeiger automatisch weiter gedreht, wobei dann der Marker links neben diesem Hauptzeiger um ein Feld erhöht wird. So wird also beispielsweise das Glas produziert. Wird nun Material verwendet, egal ob Grundmaterial oder auch Glas oder Ziegel, wird der Marker einfach entsprechend zurück gezogen. Das System ist so einfach wie genial.

Was ich noch nicht beschrieben habe, ist der Ablauf des Spiels. Wie eingangs erwähnt, hat jeder Spieler einen identischen Kartensatz aus 15 Fachkräften. Es werden vier Bauperioden gespielt, die jeweils aus drei Kartenrunden bestehen. Für jede Kartenrunde werden 5 der 15 Karten benötigt. Nach den drei Runden wurden alle 15 Karten benutzt (nicht aber unbedingt gespielt). Man sucht also 5 der Karten aus, dann geht es los: jeder Spieler legt eine Karte seiner Wahl verdeckt vor sich ab. Der Startspieler deckt seine Karte auf. Einer der Knackpunkte des Spiels ist nun das Folgende: hat jemand der Mitspieler genau die gleiche Karte auf der Hand, darf auch dieser Spieler seine Karte ausspielen. Man darf sich also quasi an die Aktion des Spielers anhängen. Spielt man seine Karte alleine aus, dann darf man beide Aktionen der Karte verwenden, spielen auch andere Spieler diese Karte aus, dann dürfen alle Spieler nur eine der beiden Aktionsmöglichkeiten auswählen und nutzen. Anschließend deckt der nächste Spieler seine verdeckte Karte auf und wieder wird geprüft, ob auch anderen Spieler diese Karte auf der Hand haben. So werden reihum drei Karten ausgespielt. Alle fünf Handkarten bekommt man also nur los, wenn man sich bei anderen Spielern „anhängen“ kann…. im schlechtesten Fall darf man nur drei seiner Karten wirklich nutzen. Man muss also immer etwas im Blick haben, was die anderen Spieler bereits gespielt haben oder vielleicht einschätzen, was die anderen Spieler als nächstes spielen könnten;  denn nur so kann man möglichst alle Karten nutzen, was dann natürlich deutliche Vorteile bringt. Nach Abschluss einer Bauperiode erhält jeder Spieler seine 15 Karten zurück auf die Hand und wählt wieder 5 Karten für die nächste Runde aus… und weiter geht’s. 

Das Anleitungsheft mit seinen 20 Seiten könnte eventuell etwas abschrecken, doch das eigentliche Regelwerk umfasst nur so rund 10 Seiten. Die restlichen Seiten zeigen  Erläuterungen zu den einzelnen Karten, die man aber nur benötigt, wenn man Kleinigkeiten nachschlagen möchte. Auch ein Gebäudeverzeichnis ist dort enthalten. Zwar ist Glasstraße bestimmt kein Einsteigerspiel, doch hochgradig kompliziert ist es auch nicht. Die Regeln sind sehr eingängig. Nach wenigen Kartenrunden ist man im Spiel drin und man lernt immer mehr, die Gegner zu „lesen“. Welche Karten liefen schon und können deshalb ungefährdet für zwei Aktionen gespielt werden, welche Karten haben die Gegner ggfs. auch auf der Hand, etc…. das ist spannend, das macht Spaß, auch wenn es, wie gesagt, ein paar Runden braucht, bis sich diese Facetten vollständig zeigen. Zu zweit hat uns das Spiel ebenso überzeugt wie zu viert. Solitär funktioniert es zwar auch… aber obwohl ich in der letzten Zeit immer wieder mal eine Solitärpartie mit anderen Spielen absolviert habe, fand ich die Solovariante hier nicht so wirklich reizvoll, aber das ist nicht schlimm: zu zweit, zu dritt, zu viert, schön!

Fazit: zwei Produktionsräder, was braucht man mehr? 🙂 … nein, ernsthaft: tolles Spiel!

(c)2013 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

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