- Verlag: Golden Egg Games
- Autor: Elad Goldsteen und Pini Shekhter
- Spieleranzahl: 2 - 5 Spieler
- Alter: ab 13 Jahren
- Dauer: ca. 30 - 45 Minuten
- Jahrgang: 2017
In der quadratischen Box von „Edge of Humanity“ findet man einen kleinen Spielplan, 224 Karten, 46 Life-Tokens, 25 Bullet-Tokens, 6 Spielerfiguren und weiteres Material, sowie die Anleitung, die auf 12 Seiten Platz findet… „nur“ 12 Seiten werden vielleicht manche fragen?… ja, 12 Seiten… und das spricht für ein Regelwerk, welches einen halbwegs einfachen Einstieg ermöglicht. Ok, etwas “Englisch” sollte man können, denn die Anleitung ist in englischer Sprache.
In Essen hatte uns Elad Goldsteen das Regelwerk in einem Schnelldurchlauf (die Zeit war knapp) erklärt, so dass wir bereits auf der SPIEL ein paar Runden gespielt haben. Zwischenzeitlich haben wir auch daheim einige Partien hinter uns. Gereizt hatte mich vor allem das Endzeit-Szenario, was mir bei Spielen und auch bei Filmen immer recht gut gefällt. „Edge of Humanity“ bietet hier gleich drei Szenario-Packs mit verschiedenen Settings. Zum einen entwickelt sich dann die Hintergrundstory unterschiedlich, zum anderen sind dann auch zusätzliche unterschiedliche Karten mit im Spiel.
Empohlen wird das Einsteiger-Set: eine Seuche hält die Welt in Atem… wir müssen überleben, sichere Unterkünfte einrichten, Überlebende retten. Sobald ein Spieler mindestens 11 Punkte erreicht oder sobald das Ereignis-Deck (eben bei jedem Szenario unterschiedlich) durchgespielt wurde, endet das Spiel. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt „Edge of Humanity“. Das Deckbuilding-Spiel verläuft über mehrere Runden, die jeweils aus fünf Phasen bestehen:
1. Event-Phase: eine neue Ereigniskarte wird aufgedeckt und vorgelesen. Der Effekt muss abgearbeitet werden. Die Spieler verlieren z.B. Lebenspunkte, müssen Karten abwerfen und mehr.
2. Aktionsphase: das eigentliche Herz des Spiels; reihum führen die Spieler grundsätzliche eine Aktion aus. Manche Karten erlauben weitere Aktionen. Man erhält Lebenspunkte, man darf Karten aus der Auslage nehmen, man darf weitere Karten ziehen, man baut Gebäude… usw.
3. Trade-Phase: die Spieler bieten geheim Karten mit Trade-Symbolen. Beginnend beim Höchstgebot dürfen die Bieter dann Trade-Stapel aus der Mitte nehmen und auf ihren Ablagestapel packen. Karten, die man zum Bieten verwendet hat, werden dabei aber geschrottet (das ist ein wichtiges Element des Spiels, dazu nachher mehr).
4. Rekrutierphase: reihum können die Spieler Überlebende ausspielen. Dies muss mit Supply-Karten bezahlt werden. Auch diese Karten werden dann geschrottet. Die Überlebenden bringen neben den wichtigen Punkten auch oft noch Effekte für den Besitzer. Dauerhafte Effekte, Aktionsmöglichkeiten und mehr.
5. Aufräumphase: Karten werden aufgefüllt, der Überlebende ganz rechts in der Auslage wird aus dem Spiel entfernt. Der nächste Spieler wird Startspieler und weiter geht’s.
Anfangs hat man eine Kartenhand von fünf Karten und zieht am Ende der Aktionsphase wieder auf sein Handlimit auf. Mit verschiedenen Karten kann man sein Handlimit auch erhöhen. Die übliche Vorgehensweise, dass man ausgespielte Karten auf den Ablagestapel legt und diesen Stapel dann später neu mischt und wieder Karten aufzieht, das kennt man ja von allen anderen Deckbuildern auch. Ein wichtiges Element bei „Edge of Humanity“ ist hierbei aber, dass man Karten oft ganz aus dem Spiel nehmen muss (was ich zuvor als schrotten bezeichnet habe). Baut man ein Gebäude, spielt man einen Überlebenden, bietet man auf die Trade-Stapel… immer werden die genutzten Karten geschrottet, was deutlich mehr schmerzt als einfach nur Karten auf den Ablagestapel zu packen. Man muss sich also ganz genau überlegen, ob es das wirklich wert ist, die wertvolle 3er Vorratskarte zu nutzen, oder ob man diese Karte lieber noch für etwas anderes aufsparen möchte. Dieser Effekt passt ganz gut zum Endzeitthema des Spiels. Alles ist knapp, man hat nichts im Überfluss, man muss gut haushalten. Genau dieses Element – was im Kern ja eigentlich auch nichts Besonderes ist – gefällt mir hier total gut. Auf jeden Fall rotiert man so nicht immer durch das selbe Deck, sondern wandelt sein Deck ständig um.
Die Spieldauer ist überschaubar. Die erforderlichen elf Punkte hat man schnell erreicht. Die Spieldauer ist mit 30 – 45 Minuten angegeben. Nach der ersten Partie zum „Reinkommen“ konnten wir die Spieldauer auch immer gut einhalten. Man kann also problemlos mehrere Partien nacheinander spielen, ohne den Spieleabend zu sprengen, was den zeitlichen Aspekt angeht. Die kurze Spieldauer macht natürlich auch klar, dass man hier kein episches Aufbauspiel vor sich liegen hat. Stattdessen steht hier schneller „Überlebensspaß“ auf dem.
Die Grafik der Box und auch die Gestaltung des Kartenmaterials finde ich super. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der kleine Spielplan zum Anzeigen der Punktzahl. Nach dem Auspacken hatte ich erst nicht „gecheckt“, wie der Plan eigentlich gemeint ist. Spätestens wenn man die große Box in Händen hält, ahnt man, dass man im Inneren nicht sehr viel Material finden wird… und das ist etwas, das einem schon etwas sauer aufstoßen kann. Ok, die großzügige Box bietet vielleicht Platz für mehrere Erweiterungen, die eventuell noch kommen mögen. Aber sieht man die Box im Regal, erwartet man auf jeden Fall etwas mehr als man dann letztendlich im Inneren findet. Das ist etwas schade. Es wirkt dadurch ein klein wenig wie eine Mogelpackung. Dazu kommt, dass das Plastikinlay nicht besonders gelungen ist. Die Sortierfächer sind zu eng ausgefallen, so dass Karten in Sleeves kaum reinpassen. Gut, man muss Karten nicht unbedingt sleeven, doch das Kartenmaterial hier hat einen schwarzen Hintergrund… schnell wird man hier Abnutzungen erkennen können. Möchte man die Box dann senkrecht ins Regal stellen, bringt der Sortiereinsatz auch nichts, denn die Karten fliegen da unweigerlich durcheinander. Das alles gefällt mir nicht so gut und hinterlässt einen leichten Beigeschmack. Das Spiel selbst ist dagegen ganz gut. Das Survival-Thema kommt ganz gut rüber. Der Flavortext des Event-Decks trägt auch dazu bei. Dass dem Spiel drei verschiedene Szenario-Packs beiliegen ist ganz nett, die Unterschiede sind aber auch nicht so gewaltig.
Fazit: gutes und hübsches Kartenspiel, welches aber auch gut in einer kleinere Box gepasst hätte… von der großen Box also nicht täuschen lassen.
(c)2017 Dirk Trefzger
Material
Regeln
Idee
Spielreiz
Wir danken Golden Egg Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!