Rezension “Caylus 1303”

Caylus 1303 (HUCH!)

“Caylus 1303” kommt in der üblichen quadratischen Boxgröße daher. In der Box findet man den Spielplan, 90 Ressourcen, 34 Gebäudeplättchen, 12 Charaktere, 75 Arbeiter, 50 Häuser, eine Vogt-Figur, Rundenmarker, Startspielermarker, Prestigeplättchen und die Spielanleitung mit 12 Seiten Regeltext.

Ich besitze auch die alte Ausgabe von YSTARI, aber ich muss zugeben, dass dieses Spiel schon lange nicht mehr auf unserem Tisch gelandet ist, eigentlich schade, denn das Spiel hat mir damals schon gut gefallen. Leider ist es aber tatsächlich schon so lange her, dass ich keinen wirklichen Vergleich zur Neuauflage ziehen kann. Was ich weiß ist, dass man an den Regeln etwas gefeilt hat, alles etwas vereinfacht hat, ohne, dass das Spiel darunter gelitten hätte. Die Spieldauer in größerer Besetzung ist wohl dadurch auch etwas kürzer, was mir grundsätzlich immer gut gefällt.

Natürlich wurde auch die Grafik neu gemacht. Das Material gefällt mir grundsätzlich ganz gut. Die Ressourcen sehen hübsch aus, Der Spielplan und die Plättchen sehen gut aus. Die Arbeiter sind kleine Meeples. Die kleinen Häuschen sind ebenso aus Holz. Das Material selbst ist komplett sprachneutral, wobei – wie ich immer wieder feststelle – ich es blöd finde, wenn selbst die Gebäude keine Namen haben. Hier wäre doch eine englische Bezeichnung absolut kein Problem, oder?… so sieht man den Gebäuden ihren Zweck nur an den Symbolen oder manchmal auch am Design des Gebäudes an… schöner fände ich es, wenn klar ist: jetzt baue ich das Theater, oder jetzt baue ich die Sägemühle… schon klar, weshalb man immer die Sprachneutralität wählt, aber dabei geht immer etwas an der Intensität des Themas verloren… egal.

Richtig nervig ist der Geruch des Materials… ja richtig gelesen: der Geruch!!! … jemand der viele Spiele besitzt, viele Spiele auspackt, viele Kartendecks aus der Folie pellt, der kennt den Geruch von neuem Material… es riecht angenehm, nach Farbe, nach Papier… ich hab heute noch den Geruch in der Nase, der in die Nase steigt, wenn man ein neues Pack Magic-Karten auspackt. Hier jedoch riecht das Ganze sehr unangenehm. Vielleicht bin ich auch nur etwas empfindlich, aber hier störte es mich wirklich. Erst mal richtig auslüften.

Jetzt aber genug genörgelt… nun zum Spiel selbst. Es ist nach wie vor ein tolles Spiel. Das sogenannte “Streamlining” der Regeln hat dem Spiel gut getan… man merkt nicht, dass das Spiel schon gut 15 Jahre auf dem Buckel hat.

Wer es nicht kennt, hier ein grober Überblick:
Jeder Spieler hat ein paar Häuschen und einige Arbeiterfiguren. Die restlichen Arbeiterfiguren stehen auf dem Camp-Feld. Das Spielfeld zeigt einen Straßenverlauf. Ein paar Gebäude sind schon auf dem Plan abgedruckt, weitere Startgebäude werden vor dem Beginn platziert. Jeder Spieler startet mit einer Charakterkarte, die ihm einen kleinen Vorteil gibt. Das Spiel verläuft über 9 Runden; jede dieser Runden ist in 4 Phasen unterteilt. In der ersten Phase platzieren die Spieler reihum ihre Arbeiter auf den Gebäuden, auf der Baustelle oder passen ganz einfach. Auf jedem Gebäude darf nur ein Arbeiter stehen. In der zweiten Phase werden die Aktionen entlang des Straßenverlaufs ausgelöst. Man erhält Ressourcen, baut Gebäude, tauscht Dinge gegen andere Dinge, gibt Sachen gegen Prestigepunkte ab… und und und.

Der Clou ist, dass nur Gebäude aktiviert werden, die hinter der Position des Vogts liegen. Die Position des Vogts kann von den Spielern beeinflusst werden; so kann man ggfs. dafür sorgen, dass der Konkurrent seine wertvolle Aktion in dieser Runde gar nicht nutzen kann. Ein cooler Kniff und je nach Partie sicherlich ein deutliches Ärgerelement. In der dritten Phase kann man Pakete an Ressourcen an die Baustelle liefern… wiederum für Prestigepunkte. In der vierten Phase wird aufgeräumt und die nächste Runde vorbereitet, dann geht es weiter.

In der letzten Phase einer Runde erhalten die Spieler auch neue Arbeiter aus dem Camp. Allerdings sind das standardmäßig nur 3 Figuren. Abhängig von den bisherigen Leistungen kommt der eine oder andere Arbeiter dazu. Hat man in der vorherigen Runde aber alle Arbeiter schon verbraucht, dann sind es deutlich weniger Arbeiter, die man dann zur Verfügung hat. Man muss also neben den Ressourcen auch gut mit den Arbeiterfiguren selbst haushalten… und auch das macht einen großen Teil des Reizes von Caylus 1303 aus.

Für bestimmte Aktionen erhält man Gunst und kann damit entweder Funktionen von drei Extra-Gebäuden nutzen oder aber eine Charakterkarte an sich nehmen… aus der Auslage oder auch von einem anderen Spieler. Die Vorteile dieser Charaktere sind zwar nur klein, aber bringen dann im Spielverlauf doch immer einen Vorteil… also nicht uninteressant.

Ich habe in Erinnerung, dass das alte “Caylus” zu zweit nicht so gut funktionierte, “Caylus 1303” gefiel mir dagegen auch zu zweit schon sehr gut. Noch besser finde ich es allerdings zu dritt. Zu viert oder zu fünft dagegen wird es dann langsam mühsam. Zwar ist die Downtime immer recht niedrig, aber es wird dann immer schwieriger abzuschätzen, wo der Vogt zum Schluss stehen wird. Für mich ist der Sweet-Spot definitiv bei drei Spielern.

Für mich war es dann doch recht überraschend, dass das Spiel auch nach 15 Jahren noch seinen Reiz hat. Ich finde es nach wie vor toll, gerade in dieser etwas eleganteren Version. Speziell wer das alte “Caylus” gar nicht kennt, der sollte sich “Caylus 1303” unbedingt mal anschauen. Tolles Kennerspiel.

(c)2020 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken HUCH! für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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