Rezension „Mischwald“ (+ Erweiterungen)

Mischwald (Lookout Spiele)

Da „Mischwald“ bei uns in den letzten Monaten eines der meist gespielten Spiele ist, wollte ich die Rezension endlich mal nachholen. Zwischenzeitlich hat das Spiel ja auch den Deutschen Spielepreis 2024 gewonnen, es ist also durchaus erfolgreich. Meine Meinung basiert aber nicht auf den gewonnenen Preisen, sondern auf eigenen Erfahrungen.

In der hübschen Box in mittlerem Format findet man einen großen Berg an Karten, nämlich genau 180 Stück: 66 Bäume, 48 Karten (oben/unten), 44 Karten (links/rechts), 3 Winterkarten, 14 Hilfekarten, 5 Höhlen. Dann findet man einen Wertungsblock, einen schmalen Spielplan und die Spielanleitung mit 8 Seiten.

Die optische Gestaltung von Toni Llobet, Judit Piella und schließlich das Grafikdesign von Klemens Franz finde ich super. Die toll gestalteten Karten machen direkt Lust auf das Spiel. Naturthemen sind ja eh gerade sehr angesagt. Das kommt bei „Mischwald“ mit den Bäumen, Tieren und anderen Planzen besonders gut durch. Besonders kommt die Grafik natürlich zur Geltung, da man mit den Karten ja eine immer größer werdende Auslage aufbaut und damit die Karten ständig vor Augen hat.

In der Tischmitte liegt der schmale Spielplan aus, die Lichtung. Der Kartenstapel wird vorbereitet, in dem in den unteren Teil 3 Winterkarten „eingearbeitet“ werden. Sobald im Spiel die dritte Winterkarte aufgedeckt wird, endet das Spiel sofort. Jeder Spieler hat eine Höhlenkarte vor sich liegen, bekommt 8 Handkarten und los geht’s. Der große Kartenstapel liegt auf der Seite des Spielplans bereit.

Ist man an der Reihe, darf man entweder eine Karte ausspielen oder man darf bis zu zwei Karten vom Stapel und/oder aus der Lichtung nehmen. Dabei muss man ein strenges Handkartenlimit von 10 Karten beachten. Ausspielen von Karten kostet normalerweise andere Karten, die man dann von der Hand in die Lichtung legen muss. Es gibt aber auch Karten, die Null-Kosten haben, die können einfach so gelegt werden. Legt man einen Baum, was ja grundlegend ist, um später Tiere und andere Pflanzen oder Pilze anlegen zu können, dann zahlt man die Kosten und legt noch eine zusätzliche Karte vom Stapel in die Lichtung. Immer wenn die Lichtung am Ende des Zuges 10 oder mehr Karten aufweist, wird diese abgeräumt. Das kann natürlich weh tun, wenn dort eine schöne Karte liegt, die man unbedingt im nächsten Zug genommen hätte.

Man braucht immer erst Bäume. Es gibt im Grundspiel acht unterschiedliche Bäume. Die kosten unterschiedlich und die haben auch unterschiedliche Funktionen, bzw. sie bringen Punkte für unterschiedliche Dinge. Kastanien bringen mehr Punkte im Set, Buchen bringen 5 Punkte, wenn man mindestens 4 Buchen im Wald hat. An die Bäume können dann grundsätzlich 4 Karten angelegt werden: oben, unten, links und rechts. Es gibt aber auch Ausnahmen, z.B. den Feldhasen. Diese darf man auch mehrfach an einen Platz legen.

So sammelt man Tiere, legt Pilze an, die dauerhafte Effekte bringen, legt weitere Bäume, erweitert seinen Wald, bevölkert ihn mit verschiedenen Tieren und achtet halt darauf, dass man gute Kombinationen baut. Schmetterlinge bringen in großen Sets Punkt, Wölfe bringen Punkte mit Wilditeren, Füchse bringen Punkte für Hasen, Habichte bringen Punkte für Vögel. So gibt es unzählige Kombinationen. Die eine ist stärker, die andere ist schwächer. Es ist oft nicht sinnvoll, auf bestimmte Kombinationen zu warten, man muss eher immer mit den vorhandenen Karten das Bestmögliche machen.

Kennt man die vorhandenen Karten, hat man es natürlich viel leichter, gute Auslagen aufzubauen, das ist klar. Trotzdem machte das Spiel auch Neuspielern immer schon in der ersten Partie großen Spaß. Wir hatten ausnahmslos keine Gruppe, denen „Mischwald“ nicht direkt gefallen hätte. Viele davon haben sich das Spiel nach der Partie direkt bestellt. Das ist ja erst einmal kein schlechtes Zeichen.

Von vielen Seiten gibt es etwas Kritik, was die Kartenkombinationen angeht. Es wird gesagt, es sei unbalanced. Ja, es ist so, dass manche Kombinationen stärker sind als andere. Lässt man einem Spieler dann alle Karten dieser Art in der Auslage liegen, kann es durchaus sein, dass dieser mit einer massiven Endpunktzahl das Spiel gewinnt. Doch erfahrene Spieler wirken da dagegen, ohne ihren eigenen Vorteil aus den Augen zu verlieren.

Die beiden Erweiterungen „Alpin“ und „Waldrand“ bringen jeweils einen Stapel neuer Karten in Spiel. Dadurch werden manche dieser punkteträchtigen Kombinationen etwas entschärft, andere Punkte werden etwas stärker. Es gibt noch mehr unterschiedliche Wege zum Ziel, was „Mischwald“ noch interessanter macht. Ich besitze beide Erweiterungen.Es sind jeweils 36 neue Karten enthalten. Diese erlauben eben neue Kombis. Sie machen nicht alles neu, aber sie bringen nach vielen Partien des Grundspiels neuen Wind ins Spiel. Ich kann die Erweiterungen durchaus empfehlen. Wir lassen einfach immer alle Karten mit im Deck und sortieren gar nicht mehr aus.

Die Spieldauer mit ca. einer Stunde ist überschaubar und wir haben meist mehrere Partien hintereinander gespielt. Es war in allen Besetzungen sehr gut. Die Solovariante hab ich nicht ausprobiert. Als etwas mühsam gestaltet sich die Auswertung bei Spielende. Die ausliegenden voll bepackten Bäume müssen gewertet werden und es gibt ja viele Abhängigkeiten von Karten untereinander. Ist man geübt, dann geht das auch recht schnell und im wesentlichen auch fehlerfrei. Trotzdem ist es natürlich etwas anfällig für Fehlwertungen. Zwischenzeitlich gibt es auch eine App, die bei der Wertung unterstützen soll. Mag sein, dass diese auch ganz ok ist. Nach dem ersten Test, war ich nicht überzeugt. Ich habe die App direkt wieder deinstalliert.

Ein Grund dafür, dass wir das Spiel schon so oft gespielt haben: der Spielaufbau ist super schnell erledigt. Jeder bekommt die Höhle, den Spieplan in die Mitte. Kartenstapel vorbereiten… los geht’s. Das ist genial.

Insgesamt hat der Autor „Kosch“ hier ein wirklich tolles Spiel erstellt. Wie eingangs erwähnt, haben wir dieses Spiel schon sehr oft in unterschiedlicher Besetzung (auch was die Spielerfahrung angeht) gespielt und wir lieben es. Mehr braucht man dazu auch gar nicht sagen.

Fazit: tolle Gestaltung, toller fluffiger Spielablauf, etwas anstrengende Endauswertung.

(c)2024 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Schreibe einen Kommentar