Rezension “Old Masters”

Old Masters (Super Meeple)

Da ich vor einigen Jahren auch mal malerisch aktiv war, interessieren mich Spiele mit künstlerischem Thema immer besonders; um so gespannter war ich also bei “Old Masters / Alte Meister” auf die ersten Partien. In der hübschen Box findet man das Spielbrett mit zentraler Drehscheibe, 4 Spielertableaus, 4 Staffeleien zum Zusammenstecken, 24 Assistenten, 12 Entwicklungsmarker, Pigmentplättchen in den Grundfarben, Sekundärfarben, in weiß und in schwarz, 32 Gemäldekarten, 12 Prestigepunktemarker, 4 Plättchen zum Sperren von Aktionen (beim Spiel mit 2 oder 3 Spielern), Startspielermarker, 15 Bonuskarten und 8 Malerplättchen. Optisch macht das Spiel schon mal was her: das Spielfeld zeigt Aktionsfelder auf einem Rondell, welches nach jeder Runde im Uhrzeigersinn weiter gedreht wird. Im Zentrum gibt es noch 4 weitere Aktionsfelder, die – unabhängig von der Position des Rades – immer zur Verfügung stehen. Die Spielertableaus sind zweilagig, so dass die Marker und die Pigmentwürfelchen immer auf ihrem Platz bleiben… das ist immer nett. Die Gemäldekarten werden auf kleinen zusammengesteckten Staffeleien präsentiert und zeigen auf der Vorderseite jeweils 9 Farbquadrate. Diese geben vor, welche Farbpigmente der Künstler benötigt, um das Gemälde zu erstellen. Auf der Rückseite zeigen die Karten dann das vollendete Gemälde. Die Malerplättchen und die Bonuskarten benötigt man für die Fortgeschrittenen-Variante… dazu später mehr.

Das Grundspiel läuft so: jeder Spieler hat drei Assistenzen und ein Tableau mit jeweils einem Pigmentwürfel jeder Grundfarbe (also gelb, rot, blau). Die Entwicklungsmarker stehen auf jeweils dem ersten Feld jeder Leiste des Spielertableaus (Farbtube, Palette, Pinsel). Die Position der Entwicklungsmarker geben vor, in welcher Qualität der Spieler eine solche Aktion ausführen kann. “Farbtube” gibt vor, wie viele Pigmente der Grundfarben man erhalten kann. “Palette” gibt vor, wie viele Pigmente einer Sekundärfarbe man erhalten kann, wenn man die passenden beiden Würfel der Grundfarben abgibt. “Pinsel” gibt vor, wie viele Farbquadrate einer Gemäldekarte man mit Pigmentwürfeln belegen kann… man malt also an dem Kunstwerk. Der Startspieler platziert einen Assistenten auf einem Aktionsfeld. Die Aktionsfelder des äußeren Rings sind teilweise gesperrt, teilweise nur für einen einzelnen Assistenten, manchmal auch für zwei Assistenten verfügbar. Die Aktionen des inneren Bereichs können von jeweils einem Assistenzen besetzt werden. Nur das zentrale Aktionsfeld (weiße Pigmente erhalten) kann von beliebig vielen Assistenten besetzt werden. Reihum setzen also alle Spieler ihre Assistenten ein (immer nur einen). Sobald alle Assistenten gesetzt wurden, beginn wiederum der Startspieler und führt die Aktion mit einem seiner Assistenten aus und markiert das, in dem er den Meeple auf die Seite kippt. So führen die Spieler reihum ihre Aktionen aus, bis alle Spielfiguren auf der Seite liegen.

Am Ende der Runde wird das runde Spielplanteil um ein Segment im Uhrzeigersinn gedreht. Wurden im vergangenen Durchgang Gemäldekarten genommen, werden die leeren Staffeleien wieder aufgefüllt. Besitzt ein Spieler mehr als 12 Farbpigmente, muss er auf 12 reduzieren. Nun stellt jeder Spieler noch einen seiner Assistenten auf (man reserviert quasi damit dieses Feld für den nächsten Durchgang). Die restlichen Assistenten nimmt man zurück und weiter geht es mit der nächsten Runde. Wieder setzen die Spieler reihum die Figuren ein, führen dann reihum die Aktionen aus… usw.

Das Spiel endet, sobald alle 5 schwarzen Pigmentwürfel genommen wurden oder sobald ein Spieler sein zweites Kunstwerk beendet hat. Nun wird diese Runde noch komplett gespielt; im Anschluss gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Die verfügbaren Aktionen auf dem Spielfeld sind einfach und schnell erklärt. Man kann Pigmente der Grundfarben erhalten, man kann Grundfarben zu Sekundärfarben mischen, man kann Gemäldekarten kaufen, man kann seine Werkzeugausstattung verbessern (Farbtube, Palette, Pinsel), man kann aus den drei Sekundärfarben einen schwarzen Farbwürfel mischen (= 6 Punkte), man kann malen, man kann den Startspielermarker erhalten, man kann weiße Farbpigmente erhalten, man kann eine Aktion kopieren, wo bereits ein anderer Assistent steht, man kann die Drehung des Aktionsrades am Ende des Durchgangs beeinflussen.

Die Spielanleitung umfasst gerade einmal 8 Seiten. Besonders kompliziert ist das Spiel also nicht. Vom Schwierigkeitsgrad her würde ich es als gehobenes Familienspiel oder einfaches Kennerspiel bezeichnen. Das Grundspiel verläuft flott. Schnell sind die Aktionen gewählt, schnell auch ausgeführt. Die Spieldauer von ca. ner Stunde passt also schon. Wir empfehlen, direkt die beiden Erweiterungsmodule mit reinzupacken, damit das Spiel etwas an Reiz gewinnt. Ohne diese Module funktioniert das Spiel auch, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass irgendwas fehlt.

Modul “Malerplättchen”: Jeder Spieler erhält zwei zufällige Malerplättchen und wählt eines davon aus. Dieses legt er links neben sein Spielertableau. Jedes Malerplättchen zeigt einen berühmten Künstler. Jeder dieser Maler bringt eine besondere Fähigkeit für den Spieler mit. So kann “Manet” z.B. direkt zwei rote Felder bemalen, sobald er Pigmente der roten Farbe nimmt, oder “Degas” darf bei einem vollendeten Gemälde sofort drei Pigmente zurück nehmen und auf ein neues Gemälde einsetzen… und und und.

Modul “Bonuskarten”: statt die Aktion “Gemäldekarten nehmen” auszuführen kann man auch eine Bonuskarte erwerben. Dazu benötigt man die vorgegebene Anzahl an weißen Farbpigmenten. Diese Bonuskarten ermöglichen dem Spieler Zusatzaktionen, die man direkt oder auch später ausführen kann. Damit erhalten die weißen Jokerpigmente eine etwas stärkere Bedeutung. Ohne dieses Modul kann man weiße Pigmente nutzen, um Gemäldekarten zu vervollständigen, bei denen passende Farben fehlen. Nutzt man weiße Pigmente hierfür, bekommt man pro weißem Würfel bei Spielende aber 2 Minuspunkte. Es speziell darauf anzulegen lohnt sich also nicht unbedingt.

Insgesamt ist “Old Masters” ein nettes einfaches Workerplacement-Spiel. Man sollte es direkt mit den beiden Erweiterungsmodulen spielen, denn nur so fühlt es sich vollständig an. Es funktioniert zu zweit schon recht gut, aber zu dritt oder zu viert kommt man sich halt bei den Aktionsfeldern etwas mehr in die Quere und es ist dadurch etwas spannender. Skaliert wird das Ganze, in dem man bei zwei oder drei Spielern bestimmte Aktionsfelder sperrt, um die Auswahl etwas enger zu machen. “Old Masters” ist ein friedliches Spiel. Man kommt sich nur bei der Aktionsauswahl in die Quere, man zerstört niemandem was… das ist auf eine Art sehr entspannend, auf Dauer fehlt deshalb vielleicht etwas die letzte Würze.

Thematisch ist das Spiel liebevoll umgesetzt. Die Gemäldekarten auf den kleinen Staffeleien, hübsch. Die Vorderseiten der Gemäldekarten mit den Farbquadraten und die Rückseiten mit den fertigen Gemälden, toll. Die Meeples sind kleine Maler, niedlich. Sie Segmente des Aktionsrades passen von der Ausrichtung nicht 100%ig zu den Positionen der Aktionsfelder. Das ist spielerisch kein Problem, aber mir ist es immer wieder ins Auge gefallen… keine Ahnung, was da passiert ist. Die Farbpigmente sind kleine Plastikwürfelchen; vielleicht wären kleine Holzwürfelchen schöner gewesen, aber das ist schon ok. Die vorliegende Version hat drei Anleitungen: deutsch, niederländisch und englisch. Das Material selbst ist weitestgehend sprachneutral. Nur die Malerplättchen enthalten Text, der die Sonderfunktion dieses Malers beschreibt; auf einer Seite in englischer Sprache auf der anderen Seite auf deutsch.

Fazit: einfaches Workerplacement-Spiel zum Thema Malerei… hübsches Material, nett umgesetzt, spielerisch einfach aber nett.

(c)2019 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Super Meeple/Keep Exploring Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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