Rezension “Medina”

Medina (Hans im Glück)

Wenn man die Spieleschachtel im Geschäft einfach ‘mal so in die Hand nimmt, kann einem das Gewicht doch ziemlich überraschen. Die Schachtel ist wirklich superschwer; öffnet man die Packung dann daheim, wird einem doch schnell klar, an was das Gewicht liegt: Die Schachtel ist voll mit Holz :-))) … Um soviel Spielmaterial auf einem Haufen zu versammeln braucht man meist 2 – 3 Spiele, doch Medina bietet das in einer einzigen Schachtel. Schaut man dann genauer auf die Packung liest man: “Viel Holzmaterial”… das stimmt ;-))

Folgendes Material ist enhalten:
– Spielplan
– 4 Sichtschirme
– 4 Turm-Tafeln
– 4 Palast-Tafeln
– 169 (!!!) Holzteile wie Gebäude, Dächer, Ziegenställe, Spielfiguren, etc.

Zu Beginn wird der Spielplan auf dem Tisch ausgebreitet. Die 4 weißen Türme werden auf den Eckfeldern des Stadtgrundrisses aufgestellt. Jeder Spieler erhält das Startmaterial (je nach Spielerzahl). Bei drei Spielern beispielsweise erhält jeder Spieler 4 Dächer und einen Sichtschirm in der jeweiligen Farbe. Hinter dem Sichtschirm werden dann 4 Ziegenställe, 8 Spielfiguren, 10 Stadtmauern sowie von jeder der 4 Gebäudefarben 6 Gebäudeteile “versteckt”. Nur die 4 Dächer sind für die Gegner sichtbar.

Der Spielablauf ist recht einfach. Ist ein Spieler an der Reihe, baut er zwei der vorhandenen Bauteile (unter Einhaltung bestimmter Regeln) auf dem Spielplan auf. So werden mit den Gebäudeteilen Paläste gebaut, diese dann um Ziegenställe erweitert. Die Stadtmauern werden langsam aufgebaut und bringen Sonderpunkte, wenn sie an einem Palast vorbeiführen. Die Spielfiguren dienen zur Darstellung der Marktgasse. Während des Spiels bildet sich so eine Männchenkette, die durch die Gassen der Paläste führt. Grenzt an diesen Feldern dann ein Palast an, bekommt der Besitzer dieses Palastes auch hier Sonderpunkte.

Die ganzen Bau-Regeln hier aufzuführen würde zu weit führen; deshalb nur einige Beispiele: Zwischen Palästen muss immer ein Feld als Abstand frei bleiben (durch diese Gasse kann dann evtl. die Marktgasse führen). Gebäudeteile dürfen nur an Paläste der gleichen Farbe angebaut werden. Setzt man auf einen Palast eines seiner Dächer drauf, besitzt man diesen Palast. Dieser darf dann im Laufe des Spiels nicht mehr durch Gebäudeteile erweitert werden. Ziegenställe jedoch dürfen trotzdem weiterhin an diesen Palast angebaut werden. Jeder Spieler darf nur einen Palast derselben Farbe besitzen.

Wertungsrunden gibt es während des Spiels nicht. Erst am Schluss des Spiels (sobald alle Bauteile verbraucht sind) werden die Punkte gezählt. Hierbei zählen die Gebäudeteile, Ziegenställe, angrenzenden Marktgassen-Felder und angrenzenden Stadtmauern jeweils ein Punkt. Sonderpunkte bekommt man, wenn man eines oder mehrere der Sonderkärtchen besitzt. Diese bekommt man z.B. wenn man sich als erstes Spieler einen Palast einer bestimmten Farbe aneignet. Wird im späteren Spielverlauf von einem anderen Spieler ein größerer Palast dieser Farbe gebaut, dann wandert das Kärtchen weiter zu diesem Spieler. Ebenso bekommt man Sonderkärtchen, wenn man einen Palast an einer Stadtmauer baut.

Anfangs plätschert das Spiel eigentlich mehr oder weniger vor sich hin.  Man hat genügend Platz, Gebäude aufzubauen. Sobald dann mal Paläste mit 4 Teilen gebaut sind, werden diese Gebäude langsam auch von den einzelnen Spieler übernommen. Die Marktgasse schlängelt so vor sich hin. So richtig interessant wird es dann eigentlich erst, wenn der freie Platz auf dem Spielplan ein wenig abnimmt. Dann muss man schon ein wenig nachdenken, wohin man welches Element setzt. Dann macht es auch Sinn, einem Gegner vielleicht ein ungewünschtes Element vor die Nase zu setzen, um ihn daran zu hindern, dass er einen seiner Paläste noch weiter ausbaut.

Das Spielmaterial ist wirklich sehr schön, deshalb gibt’s hier auch die Höchstnote. Gut ist auch, dass man sich beim Verlag registrieren lassen kann und bei Verlust von Spielmaterial so über den Verlag Ersatz bekommen kann. Die Spielanleitung ist gut verständlich und lässt keine Fragen offen. Genügend Beispielsgrafiken sind auch enthalten. Innerhalb von rund 10 Minuten kann man mit der ersten Partie loslegen.

Da man während seines Zuges “nur” zwei Elemente bauen kann, verläuft das Spiel recht zügig… doch trotz dieses flotten Spielablaufs ist mir das Spiel anfangs einfach zu langweilig. Erst nach der Hälfte der Spielzeit kommt das Spiel in Fahrt. Vermutlich werden jetzt einige Spielefans schockiert aufschreien, doch vergleiche ich  “Carcassonne” mit “Medina” ist mir klar, warum “Carcassonne” Spiel des Jahres 2001 geworden ist. Ein Platz auf der Auswahlliste wäre allerdings meiner Meinung nach schon drin gewesen.

Alles in allem gebe ich dem Spiel “nur” eine 4… für mehr reicht es mir einfach nicht !!! 🙂

(c)2001 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

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