Rezension “King Arthur”

King Arthur (Ravensburger)

Sozusagen mit Pauken und Trompeten wurde das Gesellschaftsspiel „King Arthur“ in Deutschland angekündigt. Zunächst wurde das Spiel auf der Spielwarenmesse in Nürnberg in diesem Jahr vorgestellt und erhielt in Österreich den Preis „Spiel der Spiele“, der mit dem „Spiel des Jahres“-Preis in Deutschland vergleichbar ist. Das besondere an „King Arthur“ ist die Idee, ein Brettspiel mit einer elektronischen Spielführung zu koppeln.

Das Spiel umfasst 1 Spielplan mit elektronischer Einheit, 1 Schwert, 4 Ritter mit Elektronik-Chip, 4 Wappen-, 4 Pferde-, 4 Rüstungs-, 4 Lanzen- und 20 „Pendragon“-Plättchen, 66 Karten („Güter“-Karten: 15x Schild, 15x Schwert und 15x Vorrat und 21 „Abenteuer“-Karten) und 1 Spielanleitung.

Die Spielstory ist allgemein bekannt und Thema zahlreicher Bücher und Verfilmungen. Die König-Artus-Saga beschäftigt sich mit edlen Rittern, schönen Jungfrauen, Druiden und Feen und natürlich dem Schwert Excalibur, dass nur Englands wahrer König aus dem Stein ziehen kann. Aufgabe der Mitspieler ist es, mit einem der vier Ritter durch das Land zu ziehen, Ruhmespunkte zu erlangen und sich eine vollständige Ausrüstung, bestehend aus Schwert, Lanze und Ross zu besorgen. Kämpft der Spieler gegen einen Drachen, hilft er einem armen Bauern oder siegt er beim Ritterduell, vergrößert dies seinen Ruhm. Um die Ausrüstung zu bekommen, muss der Ritter quer durchs Land und somit über den ganzen Spielplan zu den Burgen wandern, wo er diese gegen Güterkarten eintauschen kann. Merlins elektronische Stimme führt dabei durch das Abenteuer, gibt den angehenden Königen Tips, wo Sie Ruhm oder Güterkarten ernten können. Bei jeder Station (z.B. Bauerndorf, Marktplatz, Höhle, Wirtshaus, Hafen, Steinkreis, usw.) kann der Spieler wählen, ob er die Gegend erkunden oder sich passiv verhalten möchte. Hierfür hält der Spieler den Kopf seiner Ritterfigur, die sich gerade auf der Station befindet, mit der einen Hand und tippt mit der anderen auf ein entsprechendes Feld. Ein elektronischer Kontakt wird hergestellt und die elektronische Einheit fängt zu sprechen an und gibt Anweisungen, auf die der Spieler durch das Auslösen weiterer Tastkontakte interaktiv reagieren kann. Dabei hat er grundsätzlich die Möglichkeiten zu kämpfen, Freundschaft anzubieten, sich zurückzuziehen, Karten zu geben oder das Ereignis einfach zu ignorieren. Aber Vorsicht! Wer zu unrecht einen Kampf beginnt handelt wenig ehrenhaft und wird im Verlauf des Spiels meistens dafür bestraft, indem er wieder Ruhmespunkte verliert. Durch einen Glockenklang wird dem Spieler signalisiert, dass sein Zug nun zu Ende ist. Die Dauer des Zuges kann jedoch variieren. Das Spielende tritt ein, wenn ein Ritter eine komplette Rüstung ergattert und 30 bzw. 40 (kurzes bzw. langes Spiel) Ruhmespunkt bekommen hat. Der Spieler muss dann so schnell wie möglich zum Ausgangspunkt zurückkehren, um das Schwert aus dem Stein zu ziehen.

King Arthur besticht vor allem durch seine neuartige Spielidee und ist witzige und interessante Unterhaltung für die ganze Familie. Dank der elektronischen Führung und der einfachen und übersichtlichen Anleitung ist kein großer Aufwand nötig, um die Spielregeln zu lernen, was das Ganze vor allem für Kinder und Jugendliche sehr interessant macht. Die eingebaute „Intelligenz“ merkt sich immerhin Details über die einzelnen Ritter und bindet diese wieder in das Spielgeschehen mit ein. Dieses anfangs unberechenbare Element steigert die Spiellust sehr. Das Spielmaterial ist durchaus gelungen und passt ohne Einschränkungen zum Thema.

Zu kritisieren sind einige wenige Details. Leider lässt sich die Lautstärke der Sprachausgabe nicht regeln und kann gerade bei etwas schwächeren Batterien sehr leise werden. Aber eine Wiederholungstaste schafft Abhilfe. Weitaus nerviger ist, dass es manchmal schwierig ist den elektronischen Kontakt über Spielplan und Figuren mit den Fingern herzustellen. Ein Tipp hierbei soll sein, die Finger zu befeuchten, aber wer will schon seinen neuen Spielplan versauen?! 38 Charaktere sorgen zwar dafür, dass das Spiel immer sehr abwechslungsreich verläuft, aber nach 10-15 Spielrunden wird die elektronische Einheit immer absehbarer und bietet dann auch nichts mehr Neues. Auch die Möglichkeit eines Doppelzuges gegen Abgabe zweier Vorräte, des Kartentausches mit Mitspielern und des beliebigen Versetzens seines Ritters im Tausch gegen 3 Schilde führt nicht wirklich dazu, dass man eine weitreichende Strategie aufbauen kann. Aber genau dies macht das Ganze eben zum Familienspiel für Jung und Alt. Komischerweise führt auch das „Antispiel“, bei dem man einfach mal versucht, grundsätzlich unehrenhaft und böse zu handeln, dazu, dass das Spiel schnell gewonnen ist. Zwar müssen die „Sünden“ gesühnt werden, was sich allerdings nicht allzu sehr auf den Gesamtspielablauf auswirkt.

Dennoch ist „King Arthur“ eine gelungene Leistung von Spieleautor Reiner Knizia und Ravensburger, das auch zu zweit Spaß macht, sogar alleine gespielt werden kann und somit vielleicht auch an gemütlichen Winterabenden eine gute Alternative zum PC bietet. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was in dieser Art noch folgen wird. Wer weiss, vielleicht gibt es bald ein elektronisches „Herr der Ringe“-Brettspiel.

(c)2003 H. Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Ravensburger für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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