Rezension “Il Vecchio”

Il Vecchio (Hall Games/Pegasus)

Anfangs war ich bei “Il Vecchio” doch sehr skeptisch, da ich Spiele mit dieser Art Thema langsam aber sicher satt habe, doch ich wurde dann vom Spiel sehr überrascht… soviel bereits vorab 🙂

In der Box findet man einen sehr schön gestalteten Spielplan (bei mir allerdings erst auf den zweiten Blick), 4 Aktionsübersichten, 48 Familienmitglieder, 5 Mittelsmänner, zwei Würfel, Münzen, diverse Marker und Wappen, Provinzplättchen, Florenzplättchen (Stadtrat & Adel) und natürlich die Spielanleitung, die dieses Mal  übersichtliche 8 Seiten einnimmt. Auf einer Doppelseite ist der Spielaufbau sehr übersichtlich dargestellt. Gleichzeitig lernt man die verschiedenen Materialien kennen. Der Spielplan zeigt die Toskana-Region. Die Mittelsmänner werden auf den passenden Städten platziert. Die Florenzplättchen finden ihren Platz auf den entsprechenden Feldern in Florenz. Die Provinzplättchen finden ihren Platz in den verschiedenen Provinzen. Dann werden noch Medici-Wappen in der Spielplanmitte platziert. Jeder Spieler erhält sein Startkapital in Form von Münzen, die Familienmitglieder in seiner Farbe, eine Kutsche und ein Bischof. Dann darf jeder Spieler von drei Stadtrat-Plättchen eines aussuchen und vor sich ablegen… die anderen kommen wieder zurück. Jedes Stadtrat-Plättchen gibt dem Spieler permanente Vorteile im Spiel. Bevor es los geht, platzieren die Spieler noch 4 Familienmitglieder nach vorgegebenen Regeln auf dem Spielplan, dann geht es los.

Das Spiel verläuft reihum. Jeder Spieler führt immer eine kurze Aktion aus, dann geht es bereits mit dem nächsten Spieler weiter.

Hier ein kurzer Überblick über die Aktionsmöglichkeiten:

(A) Ortsaktion ausführen: der Spieler führt an einem Ort, auf dem auch ein Mittelsmann steht, die passende Aktion durch. So bekommt man z.B. Gefolgsmänner, Kutschen o.ä…. der Mittelsmann wird auf das nächste passende Feld weiter gesetzt.

(B) Provinz übernehmen: reist man in die verschiedenen Provinzen, kann man dort durch Abgabe verschiedener Gefolgsmänner und das Bezahlen von Münzen eine Provinz übernehmen. Man stellt das Familienmitglied in den Provinzbereich und bekommt ein Provinzplättchen vom Stapel. Diese Provinzplättchen bringen dem Spieler einen einmaligen Vorteil, den er während des Spiels auslösen kann.

(C) Amt in Florenz übernehmen: ähnlich wie bei den Provinzen, kann man hier durch Abgabe von Schriftrollen ein Familienmitglied im Stadtrat oder im Adelsbereich platzieren. Hier bekommt man dann ein Plättchen des Stadtrats-Stapel oder ein Plättchen des Adels-Stapels. Die Letzteren bringen dem Spieler am Ende des Spiels zusätzliche Siegpunkte. Die anderen Plättchen bringen dem Spieler während des Spiels dauerhafte Vorteile. Z.B. zusätzliche Gefolgsleute, etc.

Bei (A) – (C) kann der Spieler auch zu einem Ort reisen, bevor die Aktion durchgeführt wird. Die Reise von Stadt zu Stadt kostet dabei eine Münze. Mit einer Kutsche kann man eine beliebige Reise durchführen, ohne Münzen abgeben zu müssen (statt dessen eben die Kutsche). 

(D) Verstärkung: hier kann man sich ein weiteres Familienmitglied ins Spiel bringen.

(E) Erholung: Figuren, die in (A) genutzt wurden, werden meist zum Schlafen hingelegt. Mit dieser Aktion kann man alle Figuren wieder aufstellen, sie stehen also für weitere Aktionen zur Verfügung.

Man bewegt also seine Familienmitglieder über den Spielplan, versucht an brauchbare Marken und Gefolgsmänner zu kommen, um später Familienmitglieder in die Provinzen, in den Stadtrat oder in den Adel zu bringen. Denn all das bringt Vorteile für den Spielverlauf und vor allem die notwendigen Siegpunkte für das Spielende. Erst am Spielende werden die Punkte ausgewertet. Sobald das letzte Medici-Wappen vom Spielplan genommen wurde, endet das Spiel. Alle Punkte werden ausgewertet und es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Die ganzen Symbole auf dem Spielplan oder auf den verschiedenen Plättchen sind recht gut gelungen, auch wenn man anfangs immer mal wieder nachschauen muss, was nun welche Aktion genau bedeutet (ganz selbsterklärend ist es also nicht). Nach wenigen Runden hat man die verschiedenen Möglichkeiten aber verinnerlicht und das Spiel verläuft sehr flott reihum, noch flotter, als ich es bei “Noblemen” vom gleichen Verlag schon beschrieben hatte. Hier geht es nochmals deutlich schneller. Die Spieldauer ist mit 60-80 Minuten angegeben und auch hier kommt man mit der unteren Grenze der Bandbreite meist sehr gut hin. Klar, man könnte auch hier genau nachrechnen, welcher Zug nun welchen Punktevorteil bringt, doch in unseren Spielrunden gab es keinerlei Grübler-Action… flott flott flott, das ist schon mal das Erste, was mir zu “Il Vecchio”einfällt. Trotzdem wirkt das Spiel nicht belanglos, sondern macht bis zum Schluss sehr viel Spaß. Die Stadtrats-Plättchen bringen ja immer wieder unterschiedliche Vorteile, so dass man seine Strategie während des Spiels darauf anpassen sollte… und das macht definitiv Spaß.

Was man allerdings auch erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass alle Elemente, die man so bei “Il Vecchio” vorfindet, nicht wirklich neu sind. Klar, die Komposition ist sehr gut gelungen, aber eine richtige Innovation sucht man hier trotzdem vergeblich. Das ist auch der Grund, weshalb es mir nicht ganz zur Höchstwertung reicht… trotzdem ist das Spiel top.

Als Variante zur Verringerung des Glücksanteils, bietet die Regel an, dass man bei der Aktion “Verstärkung” nicht die Würfel benutzt, sondern dass man das Familienmitglied an einem beliebigen Ort einsetzen darf. Außerdem werden die Ereignisse auf den Rückseiten der Medici-Wappen nicht ausgeführt. Mir gefällt der Glücksanteil bei “Il Vecchio” aber sehr gut. Es muss nicht immer der “Über”-Strategiehammer sein, auch Spiele mit Glücksanteil haben ihre Daseinsberechtigung 😉

Fazit: Strategiespiel im Turbo-Gang… macht Spaß 🙂

(c)2013 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Pegasus für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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