Rezension “El Gaucho”

El Gaucho (Argentum Verlag)

Die schlanke Box von “El Gaucho” verbirgt einen Spielplan, auf den das Würfelrodeo aufgebaut wird. Mit 4 Zaun-Teilen wird dort der Würfelbereich abgegrenzt, witzige Idee. Außerdem gibt es 60 Rinderkärtchen (Werte von 1 – 12 in den 5 Rassen), 4 Wertungskärtchen, 32 Spielfiguren, 4 Geldanzeiger, 9 Würfel und die Startspielerfigur. Natürlich gibt es auch eine Anleitung, die in diesem Fall 8 A4-Seiten umfasst. Die Anleitung ist gut gemacht, logisch aufgebaut, ausreichend Beispiele, nicht zu lang. Ein schneller Start ist somit durchaus möglich. 🙂

Wer wird der reichste Rinderbaron?… darum geht es bei “El Gaucho”. Nach unseren Testpartien würde ich “El Gaucho” als gehobenes Familienspiel bezeichnen. Es ist schnell zu verstehen, trotzdem knifflig und es hat mit 45 bis 60 Minuten eine angenehm kurze Spieldauer. Nun, es geht darum, möglichst wertvolle Rinderherden zu sammeln, um diese dann gegen Siegpunkte (in diesem Fall die Währung Peso) einzutauschen, und das läuft so: zum Beginn jeder Runde werden die Würfel im Würfelrodeo geworfen. Die Anzahl der Würfel, die so geworfen werden müssen, hängt von der Spieleranzahl ab (Spieleranzahl x 2 + 1). Bei 3 Spielern sind es also 7 Würfel. Reihum kann nun jeder Spieler 2 Würfel aus der Auslage nehmen und damit Aktionen ausführen. Man kann einen Gaucho (Arbeiterfigur) auf ein Rind in der Auslage stellen. So kann man z.B. für die Würfel 6 + 4 eine Figur auf ein 10er Rind stellen, oder aber auf ein 6er und ein 4er Rind. Man kann ein Rind aber auch reservieren, in dem man die kleinere Zahl des Kärtchens mit einem Würfel aktiviert. Dann wird der Gaucho aber auf das Plättchen gelegt und nicht gestellt. Später kann man dann erneut die kleinere Zahl “bezahlen”, um die Figur aufzustellen (quasi aufzuwecken). Mit den Würfeln kann man aber auch Figuren auf die Felder der Sonderaktionen platzieren. Hier gibt es unterschiedliche Bereiche auf dem Spielplan, wo man Figuren einsetzen kann. So kann man  z.B. mit dem Viehdieb ein Rind aus der Auslage eines Gegners klauen und es in die eigene Herde integrieren. Der Stall erlaubt es, ein neues Rind gegen die normalen Legeregeln einzusetzen (z.B. mitten in der Reihe, statt rechts ran). Der Rodeoheld kann wie ein zusätzlicher Würfel benutzt werden. Es gibt noch mehr Möglichkeiten.

Der Knackpunkt bei den ganzen Sonderaktionen ist allerdings, dass man die ausgewählte Aktion nicht direkt sondern frühestens im nächsten Zug nutzen kann. Ebenso kann man eine eben ausgelöste Sonderaktion nicht im selben Zug schon wieder mit einer neuen Figur besetzen. Sobald alle Spieler dran waren, wird geprüft, ob eine der Weiden-Reihen vollständig mit Figuren besetzt ist. Falls dies der Fall ist, kommt es dort zum “Eintreiben”, d.h. stehende Figuren bringen dem Eigentümer der Figur das Rind, auf dem sie gestanden sind. Liegende Figuren bleiben also weiterhin liegen. Die so “eingetriebenen” Rinder werden in die Herde integriert. Die Herden müssen von den Werten her immer aufsteigend oder absteigend gelegt werden. Ein unpassendes Rind löst automatisch die Wertung der bisherigen Herde aus. Punkte bekommt der Spieler für das wertvollste Rind der Herde, multipliziert mit der Anzahl der Rinder in der Herde. Insgesamt werden so mehrere Runden gespielt, bis das Spielende eingeläutet wird, sobald nämlich der Kärtchenvorrat erschöpft ist. Zum Schluss werden aber eh noch alle Herden gewertet.

Der reichste Rinderbaron ist zum Schluss natürlich der Spieler mit den meisten gesammelten Punkten. Was mir sehr gut gefällt, ist das Material. Der Würfelbereich – das Würfelrodeo – mit dem aufgesteckten Pappzaun finde ich super. Die Cowboy-Figuren passen auch zum Thema. Die Rinderpättchen sind sehr stabil und die Grafik (Spielplan wie auch Rinderplättchen) ist nett anzuschauen. Aktionen mittels Würfeln auszuwählen ist zwischenzeitlich wirklich nicht mehr ganz neu. Auch das Sammeln von gleichen Plättchen kenn man auch schon von vielen anderen Spielen. Gut gefällt mir die zweigeteilte Möglichkeit, die Rinder zu bekommen. Direkt kaufen oder nur reservieren und später kaufen. Das funktioniert gut, das ist interessant und das macht definitiv auch Spaß. Der kleine Ärgerfaktor, den das Spiel mitbringt, bringt erst richtig Würze ins Spiel Speziell wenn man dem Gegner ein wertvolles Tierchen aus der Herde klaut oder vor der Nase von der Weide wegschnappt, ist das wirklich witzig. Das Spiel ist zu zweit schon nicht schlecht, doch zu dritt oder zu viert ist es deutlich kniffliger, da man sich da etwas mehr in die Quere kommt

Fazit: gehobenes Familienspiel in witziger Optik, gute Hausmannskost.

(c)2015 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Argentum Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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