Rezension “Carrossel”

Carrossel (MEBO)

Nach dem coolen “Arraial” vom Jahr davor (2018) gefällt mir “Carrossel” optisch schon mal ganz gut. Die Box mit dem Karussell-Pferd sieht schon sehr hübsch aus. Der drehbare Spielplan ist auch ganz nett und die Gäste sind Pappmarker auf Plastik-Ständern. Das Kartenmaterial ist zweckmäßig. Der zentrale Teil des Spielfeldes, dieser zusammensteckbare Quader, hätte man durchaus etwas stabiler machen können.

Das Karussell ist unterteilt in vier Bereiche (im 3-Personen-Spiel in drei Bereiche). Man spielt mehrere Runden, bis eine der Endbedingungen eintritt. Normalerweise sitzt man dann immer vor einem der Spielplanbereiche. Bei zwei Spielern gelten zwei Bereiche gleichzeitig als Bereich des Spielers, das die Besonderheit.

Jeder Spieler hat einen Sichtschirm und hinter diesem Sichtschirm 14 quadratische Plättchen mit den verschiedenen “Reit-Tieren” des Karussells. Die normalen Tiere sind Tiger, Fisch, Pferd und Schwan. Davon gibt es jeweils drei Plättchen pro Spieler. Außerdem gibt es noch zwei Drachen-Plättchen (= Joker). Vor dem Sichtschirm liegen drei Kundenkarten aus. Auf diesen Karten stehen die passenden Kunden-Figuren mit drauf. Dann hat jeder Spieler ein Kartendeck mit den Werten 1 – 12. Diesen Werten sind auf dem Spielfeld in jedem Bereich Felder zugeordnet.

Das Spiel verläuft nun so: jeder Spieler wählt eine Karte aus dem Stapel “1 – 12” und legt diese verdeckt vor sich hin. Dann legt er auf jeden seiner beiden Bereiche ein verdecktes Karussell-Plättchen (bei 3 oder 4 Spielern eben nur eines). Ergänzend kann man im späteren Verlauf auch noch eine Kundenkarte (die man zuvor erhalten hatte) verdeckt dazu legen, um deren Sonderfähigkeit in Anspruch zu nehmen.

Gleichzeitig decken die Spieler nun ihre Karten und Plättchen auf und platzieren diese in ihre Bereiche. In der nächsten Phase der Runde werten nun Spieler passende Plättchen-Reihen. Dazu muss auf dem gültigen Bereich (also die Seite, die zu ihm zeigt) eine Kette an Plättchen liegen, die den Kunden entsprechen, die vor dem Sichtschirm ausliegen. Ist dies der Fall, dann werden die Kunden-Figuren auf das Spielfeld platziert und die passenden Kundenkarten werden den Spielern verteilt, deren Plättchen dafür genutzt wurden. Gibt es mehrere gültige Ziele, dann darf der wertende Spieler entscheiden, welcher Spieler welche Karte erhält. Anschließend wird der Spielplan einmal weiter gedreht (bei 2 Spielern direkt um 180 Grad) und dann folgt erneut eine Wertung. Dann ist die Runde vorbei und es geht damit weiter, dass wieder jeder Spieler eine Karte und ein Plättchen (oder zwei Plättchen bei 2 Spielern) ausspielt, usw.

Die Sonderfähigkeiten der Kundenkarten erlauben es beispielsweise, Kunden von eigenen Plättchen runter zu nehmen, oder eine Karte auszuspielen, die im eigenen Bereich bereits besetzt ist (dann wird der nächsteniedrigere freie Werte genommen), oder einen einzelnen Kunden direkt zu werten, usw… das bringt etwas Pepp mit rein.

In den ersten Partien (die damals zu zweit gespielt wurden) fühlte sich das alles recht zufällig an. Der Ablauf ist ja an sich nicht schwierig, aber auch nach einigen Partien (und später dann auch in Vollbesetzung) hatte ich noch kein wirkliches Gefühl dafür entwickelt, wie man da am besten vorgehen muss bzw. vorgehen kann. Klar ist, “Carrossel” ist ein abstraktes Spiel. Das Thema wird alleine durch den drehbaren Spielplan transportiert, der Rest wäre austauschbar, das ist klar. Ich spiele jetzt nicht bevorzugt abstrakte Spiele, wobei es auch hier einige Spiele gibt, die mir sehr gut gefallen. Das eingangs erwähnte “Arraial” beispielsweise gefielt mir wirklich ganz gut. Bei “Carrossel” ist das etwas anders. Die Kombination aus Nummernkarte und Plättchen so zu platzieren, damit man möglichst viel davon profitiert und ohne dem Gegner zu viele Vorteile zu bieten, das ist zwar schon knifflig, aber irgendwie auch langweilig. Das Spiel hatte mich zu keinem Zeitpunkt richtig gepackt und das ist schade.

Der portugiesische Verlag, der im letzten Jahr das tolle “Arraial” (dieses Spiel mit den Tetris-Teilen) herausgebracht hat, hat vier Anleitungen in die Box gepackt (englisch, deutsch, portugiesisch und spanisch). Das Material selbst ist komplett sprachneutral. Die deutsche Version ist zwar gut lesbar, aber für meinen Geschmack ist nicht gut beschrieben, wie das Ganze funktioniert. Ich musste den Mittelteil mehrmals lesen, bis mir dann klar war, wie es geht… und wie gesagt: von den Regeln her ist das Spiel nicht besonders kompliziert… schätze, das hätte man besser machen können.

Fazit: leider sind die optischen Stärken deutlicher zu finden als die spielerischen Stärken. Das Spiel wird wohl hier kein Dauerbrenner werden.

(c)2020 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken MEBO Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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