Rezension “Bunny Kingdom”

Bunny Kingdom (Iello/Huch!)

Beim ersten Blick auf die Box erwartet man bei „Bunny Kingdom“ vielleicht eher ein Kinderspiel… süße Häschen erschaffen ein Königreich… BITTE?… dann schaut man auf den Autor, Richard Garfield… und der ist jetzt nicht unbedingt für Kinderspiele bekannt. Immerhin ist er der Schöpfer DES TGC überhaupt, “Magic the Gathering”. Ok, vielleicht ist es dann doch kein Kinderspiel.

Was findet man in der quadratischen Box?… einen Spielplan mit einem Spielfeld aus 10 x 10 Feldern, 144 Hasenfiguren, 39 Städte in drei verschiedenen Stärken, 24 Gebäudeplättchen, 182 Erkundungskarten, 4 Spielübersichten und natürlich die 12-seitige Spielanleitung. Der Spielplan zeigt eine Landschaft aus Wälder, Wiesen, Karottenfeldern, Bergen, Städten und auch dem Meer. Auf den Städten stehen bei Spielbeginn bereits 1er Städte drauf. Es gibt 36 Hasenfiguren pro Spielerfarbe (leider gibt es meine “normale” Spielerfarbe “grün” nicht). 100 Karten des dicken Erkundungskarten-Decks zeigen jeweils Koordinaten auf genau eines der Felder auf dem Spielfeld, keine der Koordinaten gibt es doppelt. Neben diesen Karten gibt es dann auch noch Karten mit Gebäuden, Schriftrollen, Schätzen und Vorratskarten. Die Hasenfiguren und die Städte sind aus Kunststoff und sehen ganz putzig aus. Die grafische Aufmachung insgesamt ist recht niedlich, weshalb man eben eher mit einem Kinderspiel rechnet, wie eingangs schon erwähnt.

Das Spiel verläuft über vier Spielrunden. Jede der Runden durchläuft drei Phasen.

In der ersten Phase werden Karten gedraftet. Jeder Spieler hat 10 (2/4 Spieler) oder 12 (3 Spieler) Karten auf der Hand. Man sucht sich zwei Karten aus, legt diese verdeckt vor sich hin und gibt die anderen Karten an den Nachbarn weiter. Dann werden die Karten gespielt, was dann gleichzeitig passieren kann. Zeigt eine Karte Koordinaten, dann platziert man einfach einen seiner Hasen auf das entsprechende Feld. Damit kontrolliert man dieses Feld. Gebäudekarten werden vor den Spielern abgelegt und mit dem passenden Gebäude (Plastikstädte oder Gebäudemarker) bestückt. Schriftrollen werden verdeckt ausgespielt und werden erst in der Schlusswertung aufgedeckt und gewertet. Dann nimmt man die Karten, die man vom Nachbarn bekommen hat, und sucht sich erneut zwei Karten aus, das kennt man ja.

In der zweiten Phase wird dann gebaut. Die Spieler können Gebäude auf von ihnen beherrschte Gebiete bauen. Dabei müssen gewisse Regeln beachtet werden. Man kann das Gebäude aber auch für später “aufsparen” und erst in einer späteren Bauphase bauen.

In der dritten und letzten Phase erfolgt dann die Ernte. Hier bekommen die Spieler “goldene Karotten” (die Siegpunkte) für ihre Lehnsgüter. Hierzu wird die Stärke und der Wohnstand multipliziert. Die Stärke ist die Anzahl der Türme in dem zusammenhängenden Gebiet. Der Wohnstand ist die Anzahl der verschiedenen Güter, die in einem zusammenhängenden Gebiet produziert werden. Je nach Fortschritt kann man da natürlich große Punktzahlen absahnen.

Dann erhält man wieder neue Karten und weiter geht es mit der nächsten Spielrunde. Nach der vierten Spielrunde folgt dann die Schlusswertung. Die Schriftrollen werden aufgedeckt, am besten (um die Spannung hoch zu halten) Karte für Karte. Ist die Bedingung erfüllt, dann erhält der Spieler Punkte. Es gibt auch Schätze, die einfach eine bestimmte Punktzahl bringen, ohne irgendwelche Bedingungen einzuhalten. Wer dann die meisten Punkte vorweisen kann ist der Sieger.

Unsere ersten Partien erfolgten zu zweit. Ich hatte Bedenken, da Drafting in einer 2-Personen-Partie meist nicht so prickelnd ist. Hier allerdings hat man das gut gelöst. Neben den 10 Handkarten, die jeder Spieler pro Spielrunde bekommt, liegt noch ein zweiter Stapel (die Reserve) mit 10 Karten vor ihm. Vor dem Draft zieht der Spieler eine Karte aus der Reserve. Dann spielt er nur eine Karte aus und nimmt eine zweite Karte aus dem Spiel. Anschließend werden die übrigen Handkarten dann weitergegeben. Ohne diese Regelung wäre der Draft zu zweit ziemlich vorhersehbar. Da es eben viele Karten sind, die man draftet, erhält man viele Karten ja zurück, die man zuvor schon gesehen hatte. So kommen aber immer neue Karten mit rein von der Reserve… das bringt dann doch immer wieder Überraschungen mit rein. Gut gelöst. 

Trotz der guten Lösung für die 2er-Partien spielt sich „Bunny Kingdom“ zu dritt oder zu viert noch spannender. Das Drafting, der Kampf um die Gebiet… alles ist spannender. Was mir auch gut gefällt, ist die überschaubare Spieldauer.

Nun ist “Bunny Kingdom” also eine Mischung aus Area-Control und Drafting, wobei das Drafting eine sehr große Rolle einnimmt. Eigentlich ist “Area-Control” nicht so mein Ding, zumindest ist es nicht mein Lieblingsmechanismus. Hier schnappt man sich zwar Gebiete weg, aber die typische Mehrheitenbildung mit Verdrängung des Gegners oder Bekämpfung des Gegners gibt es hier ja nicht. Man setzt nen Hasen und der steht einfach da, grundsätzlich bis zum Spielende. Es gibt nur eine Karte, die das etwas anders hält, “das Lager”. Spielt man diese Karte, dann darf man ein Lager auf ein beliebiges freies Feld errichten und einen Hasen draufsetzen. Dieses Lager ist dann aber nicht fix. Spielt später ein Spieler die Koordinaten dieses Feldes, wird das Lager abgeräumt. Das Lager ist also etwas wackelig.

Die Schriftrollen, die man während des Spiels erhalten kann, sind quasi Aufträge, für die man bei Spielende viele Punkte erhalten kann. Da man diese Karten bis zum Spielende verdeckt ausliegen hat, bringt das großes Überraschungspotenzial bei Spielende mit sich. “Bunny Kingdom” hat mich sehr überrascht. Das “Hasenthema” hat mich eigentlich gar nicht angesprochen. Der Autor hat mich – wie gesagt – etwas neugierig gemacht. Das sehr umfangreiche Drafting finde ich super und spannend. Anfangs ist das Ganze etwas unübersichtlich. Man muss die 10 x 10 Felder ja halbwegs im Blick behalten, doch wir kamen da dann schnell rein. Ich freue mich auf weitere Partien mit den kleinen Hasen. Man kann ja erst mal ne 2er-Partie spielen, um etwas Übersicht zu gewinnen, anschließend entfaltet sich dann der volle Spaß in Vollbesetzung.

Fazit: mal wieder so ein Spiel, welches mich absolut gar nicht angesprochen hat, nach der ersten Partie aber bereits zeigte, dass man sehr viel Spaß damit haben kann… kann man sich auf jeden Fall anschauen.

(c)2018 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Huch! für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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