Rezension “Brügge”

Brügge (Hans im Glück)

Es mag mit dem Timing der verschiedenen Verlage zusammenhängen, doch Fakt ist, dass Stefan Feld im aktuellen Spielejahrgang mehrfach mit guten Spielen vertreten ist. Respekt  nach den Rezensionen zu “Rialto” und “Bora Bora” möchte ich heute über “Brügge” berichten.

Die Box verbirgt einen kleinen Spielplan (endlich mal wieder auf einem normal großen Tisch spielbar), diverse Plättchen und Marker, 165 Karten, 60 Handlanger in 5 Farben, 2 Spielfiguren je Farbe und 5 Würfel. Die Farben der Würfel finden sich auch bei den Handlangern, bei den Bedrohungsmarkern und bei den Spielkarten wieder. Die Spielkarten sind sehr schön gestaltet worden. Jede Karte zeigt einen anderen Bewohner von Brügge und jeder dieser Bewohner bringt andere Vorteile mit sich. Jeder Spieler erhält 5 Handlanger (von jeder Farbe einen) und 5 Gulden als Startkapital. Die 165 Karten werden gut gemischt und je nach Spieleranzahl in 2 Stapeln bereit gelegt. Die Farbe der Karte sieht man bereits der Rückseite der Karte an. Beim Nachziehen von Karten ist das bereits eine sehr wichtige Information.

“Brügge” verläuft über mehrere Runden; jede Runde durchläuft diese Phasen:

Phase 1: Karten ziehen: die Spieler füllen ihre Kartenhand auf.

Phase 2: Würfeln: der Startspieler würfelt mit dem 5 Würfeln. Je nach Würfelergebnis werden Bedrohnungsmarker verteilt; außerdem können die Spieler ggfs. beim Rathaus um eine Stufe aufsteigen. Der Preis des Aufstiegs wird auch durch das Würfelergebnis vorgegeben (= Summe der 1 und 2 in Gulden).

Phase 3: Karten ausspielen und Aktionen durchführen: das ist der Kern des Spiels, denn die Karte sind quasi der Motor. Jede Karte kann für eine von 6 Möglichkeiten genutzt werden. So bietet jede Karte am rechten Rand die Standardmöglichkeiten (bezogen auf die Kartenfarbe) an. Dazu kommt dann noch die Funktion der Person selbst, die nur dann zum Zug kommt, wenn der Spieler diese Karte als Person vor sich ausspielt. Spielt man die Karte für eine der Standardaktionen, dann darf man entweder 2 Handlanger in der Farbe nehmen, Gulden in Höhe der Augenzahl des farblich passenden Würfels nehmen, einen entsprechenden Bedrohungsmarker zurück geben und dafür einen Siegpunkt kassieren, ein Kanalplättchen bauen oder die Karte als Gebäude auslegen (Rückseite nach oben, ein Handlanger in der passenden Farbe ist dazu notwendig). Möchte man die Karte statt desse als Person auslegen, dann muss man deren Preis in Gulden bezahlen und legt die Person dann auf ein freies Haus in seiner Auslage (jede Person benötigt also ein Haus, Farbe egal). Die Personen bringen unterschiedlichste Vorteile: Manche bringen einen Soforteffekt, der nur einmalig eintritt, eben beim Ausspielen der Karte. Manche Personen bringen dauerhafte Vorteile, die bis zum Ende des Spiels ohne weitere Kosten vorhanden sind. Andere wieder bringen Aktionsmöglichkeiten mit, die man durch Abgabe eines entsprechenden Handlangers erst aktivieren kann. Außerdem gibt es auch Personen, die zusätzliche Siegpunkte bringen, abhängig von verschiedenen Bedingungen. Reihum spielen die Spieler also ihre Karten aus, bis jeder 4 Züge gespielt hat. Normalerweise hat dann noch jeder Spieler eine Karte auf der Hand und diese Phase endet.

Phase 4: Überprüfung der Mehrheiten: jeder Spieler hat von Beginn an drei Mehrheitenplättchen, die inaktiv sind. Besitzt er nun zu diesem Zeitpunkt bei einem der drei Bereiche die Mehrheit (Kanalplättchen, ausliegenden Personen oder Stufe im Rathaus), dann darf er das Plättchen umdrehen und bekommt am Ende des Spiels diese Punkte gutgeschrieben.

Anschließend beginnt die neue Runde wieder mit Phase 1, jeder Spieler zieht also Karten nach, dann geht es weiter. Das geht so lange weiter, bis einer der beiden Nachziehstapel aufgebraucht ist, dann wird nur noch diese Runde zu Ende gespielt, dann folgt die Schlusswertung und es gewinnt der Spieler, der die meisten Punkte sammeln konnte.

Das Material ist sehr gelungen. Der hübsche kleine Spielplan, die vielen verschiedenen Karten, die kleinen Handlanger-Figuren, alles ist sehr hübsch und gefällt mit total gut. Durch die unterschiedlichen Personenkarten verläuft keine Partie wie die andere. Jede Partie ist auf’s Neue spannend. Ob nun nur zu zweit oder auch in Vollbesetzung, “Brügge” konnte uns voll und ganz überzeugen. Zwar sind die einzelnen Elemente nicht brandneu: Karten mit Mehrfachfunktionen, Punkte für Mehrheiten, etc…. alles schon mal dagewesen und trotzdem hat Stefan Feld das hier zu einem so stimmigen und runden Ganzen zusammengefügt, dass “Brügge” auf jeden Fall Einzug in meine TOP-20-Liste hält, das ist schon einmal klar. Welcher Platz es genau wird, dass muss ich mir noch überlegen. Die Spieldauer ist mit überschaubaren 60 Minuten sehr angenehm. Einer direkten zweiten Partie steht meist nichts im Wege… das Spiel kam bei fast allen bisherigen Mitspielern sehr gut an. Man muss sich allerdings schon im Klaren darüber sein, dass der Glücksanteil mitunter recht hoch sein kann. Zum einen werden ja jede Runde die Würfel geworfen, die dann verschiedene Sachen vorgeben. Zum anderen kann man auch beim Kartenziehen Pech haben. Brauchst man z.B. dringend eine rote Karte, um bestimmte Sachen auszulösen, ist es verdammt mühsam, wenn sich im Nachziehstapel nur dann rote Karten zeigen, wenn andere Spieler an der Reihe sind. Allerdings finde ich, dass sich dieses Glückselement über den ganzen Spielverlauf recht gut ausgleicht, so dass ich es bei fast keiner der bisher gespielten Partien als störend empfunden hätte.

Fazit: in meinem persönlichen Vergleich der aktuellen Feld-Spiele: Rialto, Bora Bora und Brügge würde ich “Brügge” vorziehen, da es mir den meisten Spaß bereitet hat und bestimmt auch weiterhin bereiten wird

(c)2013 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Hans im Glück für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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