Rezension “Aquileia”

Aquielia (Zoch)

Die Box wie auch das darin befindliche Material passt irgendwie so gar nicht zum Zoch-Verlag. Sonst wird man ja von Zoch mit sehr hübschen Material verwöhnt, was man hier so gar nicht behaupten kann. Außerdem kennt man Zoch sonst für nette Familien- oder auch Kinderspiele. Ein komplexes Strategiespiel, wie es Aquileia ist, findet man da doch ziemlich selten. Aber nochmals zurück zum Material; ich bekomme echt Kopfschmerzen, wenn ich mir das Zeugs längere Zeit anschaue 😉 … die Gestaltung des Spielplans ist sicherlich zweckmäßig und durchstrukturiert, aber wirklich nicht sehr hübsch. Die Spielfiguren sind einfache Holzpöppel, die Häuschen sind auch aus Holz (wie die vom guten alten Siedler). Auch die Farbwahl war nicht sehr glücklich; so gibt es rot und orange; die beiden Farben ähneln sich je nach Lichtverhältnis doch ziemlich, was das Spiel nicht wirklich einfacher macht. Die Spielkarten sind ganz ok. Die Kartonplättchen sind recht dünn und nur einseitig beschichtet (die Rückseite ist also der blanke Karton). Ich kann es also kaum verheimlichen 🙂 … das Material ist so gar nicht mein Fall, da aber ja das Material nicht alles ist, schauen wir uns das Spiel trotzdem mal an.

Also, noch fürs Protokoll: in der Box gibt es den Spielplan, 4 Kartensets (Sklaven, Waffen -/Pferdekarten, Stadtionkarten und Theaterkarten), 7 Würfel (4 blaue + 3 rote), 117 Münzen (Gold, Silber, Bronze), Startspieler-Plättchen, 5 Sets Spielsteine (Figuren, Häuschen, Wertungsscheibe, Vorteilswappen, Stärkeschild) und natürlich die Spielanleitung (deutsch, italienisch, englisch). Der Spielplan zeigt die Stadt Aquileia, in ihre verschiedenen Bereiche unterteilt: Stadtgebiet, Hafen, ,Markt, Arena, Stadium, Theater, wo jeweils unterschiedliche Aktionen ausgeführt werden können . Jeder Spieler erhält das Material in seiner Farbe und ein paar Münzen als Startkapital (1 x Gold, 1 x Silber & 1 x Bronze). Die Karten werden jeweils gemischt und auf die entsprechenden Felder platziert (z.B.  Stadionkarten zum Stadion etc.). Das Spiel verläuft über sechs Runden. Jede Runde besteht aus einer Platzierungsphase und einer Aktionsphase.

Platzierungsphase: hier setzen die Spieler reihum ihre Figuren auf den Spielplan ein; dafür gibt es in den unterschiedlichen Bereichen verschiedene Aktionsfelder, die man “bestücken” kann. Statt eine Figur einzusetzen, kann man auch sein Vorteilswappen auf der Vorteilsleiste einsetzen. Diese Vorteilsleiste ist entscheidend, wenn es später Gleichstand bei den Wertungen gibt. Außerdem wird der vorderste Spieler auf der Vorteilsleiste für die nächste Runde der neue Startspieler. Sobald alle Figuren eingesetzt wurden, ist die Platzierungsphase beendet und es folgt die Aktionsphase.

Aktionsphase: hier werden die Aktionen der Reihe nach durchgespielt… im Schnelldurchlauf die verschiedenen Aktionen, die zur Verfügung stehen:  Der Dolus (Betrüger) darf mit zwei der roten Würfel würfeln. Der Spieler bekommt die gewürfelten Münzen.  Bei Pecunia (Geldwäsche) darf der Spieler Münzen tauschen, bei Equi et Arma (Waffen und Pferde) kann der Spieler Waffen- oder Pferdekarten kaufen, die er dann später als Verstärkung in der Arena oder im Stadion nutzen kann.  Servi (Sklaven) erlaubt es dem Spieler, Sklavenkarten zu kaufen (die benötigt man in der Arena oder beim Bau von Gebäuden). Bei Potentia (Stärke) erhält der Spieler die vier blauen Würfel, die er dann später als Verstärkung nutzen kann. Das waren die Bereiche des Marktes. Hier herrscht also die Materialbeschaffung vor. Dann folgt die Arena. Hier werden Gladiatorenkämpfe ausgetragen. Die Kampfstärke des Spielers bestimmt über den Sieger. Abhängig ist die Kampfstärke von dem gewählten Aktionsfeld, von den gewürfelten Werten, von den ausgespielten Karten und ggfs. von den zusätzlich gewürfelten blauen Würfeln. Der Sieger des Kampfes erhält die höchste Belohnung, aber auch der zweitplatzierte Spieler und auch der Dritte erhalten noch ne Belohnung.  Dann geht es weiter zum Stadium (Stadion); dort werden die Wagenrennen durchgeführt. Auch hier wird die Stärke (zusätzlich zu den Aktionsfeldern) gewürfelt und kann mit Pferdekarten erhöht werden. Auch hier erhöhen ggfs. die blauen Würfel das Ergebnis des Spielers. Der Gewinner erhält wieder die höchste Belohnung (je nach gewählter Seite Silber oder Gold und ne Stadionkarte), aber auch hier bekommt der Zweite und der Dritte noch was. Als nächstes kommt das Theatrum (Theater). Hier können die Spieler, beginnend beim auslösenden Spieler, die aufgedeckte Theaterkarte ersteigern. Die Farbe der Theaterkarte (ggfs. zweifarbig, also zwei Farben zur Auswahl) bestimmt später das Stadtgebiet, in dem der Spieler für errichtete Gebäude Punkte erhält. Anschließend wird im Forum (Stadt) gebaut. Entweder baut man Handwerksbetriebe, Geldstuben oder Villen (rechter Bereich). Je nach Position darf man eventuell sogar zwei Gebäude bauen oder man bekommt beim Bau schon direkt Siegpunkte. Gleichzeitig wird hier auch die Baureihenfolge bestimmt. Nach dem Bau geht es dann zum Schluss noch zum Portus (Hafen). Nachdem der Latro (Hafendieb) seinem “Handwerk” nachgegangen ist, können die Spieler hier ihre Handwerksbetriebs oder Geldstuben aktivieren, um so zusätzliche Münzen oder auch Siegpunkte zu erhalten. Anschließend ist die Runde vorbei und es folgt die Platzierungsphase der nächsten Runde. War es die letzte Runde, folgt das Spielende. Zusätzlich zu den Punkten, die man während des Spiels erhalten hat, erhält man nun Punkte für Villen, für die man passende Stadion- oder/und Theaterkarten besitzt. Wer zum Schluss die meisten Punkte vorweisen kann, der gewinnt das Spiel.

Die Tatsache, dass die Aufmachung nicht der Bringer ist, macht den Einstieg ins Spiel etwas schwierig. Es erfordert schon gewisse Fähigkeiten beim Spiele-Erklären, um die potenziellen Mitspieler von der Qualität des Spiels zu überzeugen. Bis man dann die verschiedenen Bereiche kennengelernt hat, vergehen einige Partien, was von einigen Mitspielern als recht anstrengend empfunden worden ist. Ist man dann einmal im Spiel drin, wird man doch etwas überrascht, denn dann zeigt sich, dass hinter der hässlichen Fassade (sorry, ich kann es nicht lassen *gg*) doch ein recht gutes Spiel verborgen ist. Die möglichen Strategien sind sehr vielfältig, so dass eine Partie Aquileia immer wieder spannend sein kann. Die Wartezeiten halten sich in Grenzen, da man in der Platzierungsphase ja reihum immer nur eine Figur platziert. Da der vorhandene Platz dann immer enger wird, wird auch die Zeit der Entscheidungsqual zunehmend kürzer. Da die eigenen Figuren dann in den verschiedenen Bereichen platziert sind, sind die verschiedenen Spieler auch in der Aktionsphase immer wieder eingebunden, ohne lange Zeit warten zu müssen. Unseres Erachtens ist das Spiel dadurch sehr grüblerfreundlich (ok, wenn ein Kandidat für das Setzen jeder Figur 5 Minuten überlegen muss, dann ist das auch hier ein Problem). Ich werde immer wieder neue Strategien ausprobieren… vielleicht gibt es ja mal eine Version mit einer augenfreundlicheren Optik… es wäre schön 🙂

Fazit: hässliches, aber dennoch brauchbares Strategiespiel 🙂

 (c)2012 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Zoch für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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