Rezension “Kingdom Builder”

Kingdom Builder (Queen Games)

Erst vor kurzem hat “Kingdom Builder” den Kritikerpreis “Spiel des Jahres 2012” erhalten. Schauen wir uns doch mal an, was dahinter steckt 🙂

In der quadratischen Box findet man 8 Spielplantafeln, 28 Ortsplättchen, 160 Siedlungen (40 Siedlungen pro Farbe), 4 Marker für die Siegpunkte, 25 Geländekarten, 10 Auftragskarten, 8 Übersichten zu den Ortsplättchen, ein Startspielerplättchen und die Spielanleitung. Die Anleitung umfasst 6 A4-Seiten. Das Regelwerk wird darin ganz gut erklärt. Aus vier der acht Spielplantafeln wird das Spielfeld zusammengestellt. Das Spielfeld besteht aus kleinen Hexagons: Gras, Canyon, Wüste, Blumen, Wald (von diesen fünf Feldern gibt es dann auch Geländekarten)… aber auch Burg, Wasser, Berg und verschiedene Orte (pro Spielplantafel gibt es zwei Orte der gleichen Art). Die Orte der ausgelegten Tafeln werden mit den passenden Ortsplättchen bestückt (jeweils 2 Plättchen pro Ortsfeld). Die Geländekarten werden gemischt und als verdeckter Stapel bereit gelegt. Jeder Spieler bekommt eine Geländekarte verdeckt auf die Hand. Die Rückseite einer übrigen Spielplantafel wird als Punkteanzeige genutzt… die runden Scheiben dienen dabei als Siegpunktemarker. Von den 10 Auftragskarten werden zufällig drei gezogen und neben den Spielplan gelegt. Diese Karten geben im Spiel vor, für welche Dinge man in der Schlusswertung Punkte bekommen kann. Liegt zum Beispiel die Karte “Bergleute”, bekommt man einen Siegpunkt für eine Siedlung, die an mindestens ein Bergfeld angrenzt; bei der Karte “Bürger” bekommt man für das eigene größte Siedlungsgebiet jeweils einen Siegpunkt je zwei Siedlungen. Eine Siedlung ist hierbei ein einzelnes Häuschen, ein Siedlungsgebiet ist eine Ansammlung mehrerer Häuschen, also mehrerer Siedlungen… ungünstig gewählte Begriffe, meines Erachtens.

Der Spielablauf ist denkbar einfach, was auch der Grund ist, für immer wieder stattfindende Diskussionen in unseren Spielrunden… dazu aber nachher noch mehr. Der aktive Spieler deckt seine Handkarte auf und legt sie offen vor sich ab. Nun MUSS er drei Siedlungen aus seinem Vorrat auf genau die gelegte Geländeart bauen. Das ist die Pflichtaktion. Später im Verlauf kommen noch Sonderaktionen der Ortsplättchen dazu, die der Spieler in seinem Zug ausführen (vor oder nach der Pflichtaktion). Bauregeln gibt es natürlich auch. Die wichtigste Regel dabei ist, dass eine Siedlung immer angrenzend an eine eigene Siedlung gebaut werden muss. Diese Regel ist dabei auch das wichtigste Element des Spiels. Denn erst wenn man nicht angrenzend bauen kann, kann man sein Baugebiet aussuchen und sich somit deutlich besser im Spielgebiet verbreiten. Baut man an ein Ortsfeld angrenzend, erhält man eines der dort liegenden Ortsplättchen (falls noch vorhanden). Jedes dieser Plättchen bringt Abwechslung in die Aktionsmöglichkeiten, die ja ansonsten wirklich darauf beschränkt sind, eine Karte aufzudecken und auf genau dieses Gebiet drei Siedlungen zu bauen. Bei den Ortsplättchen gibt es z.B. den “Turm”, der es ermöglicht, eine zusätzliche Siedlung an den Rand des Spielplans zu bauen, oder die “Koppel”, die es erlaubt, eine eigene Siedlung um zwei Felder zu versetzen. Da es acht Spielplantafeln gibt, gibt es auch acht verschiedene Ortsplättchen, die man ergattern kann. Die Rückseite der Plättchen zeigen symbolisch die Aktionsmöglichkeit. Als Erleichterung gibt es aber noch kleine Übersichten zu den Ortsplättchen, die man an das entsprechende Spielfeldteil anlegen kann. So geht es also reihum, bis ein Spieler seine letzte Siedlung gebaut hat… die aktuelle Runde wird dann noch zu Ende gespielt, dann folgt die Auswertung der Siegpunkte (im Spiel übrigens Gold genannt *gg*). Dazu werden einfach die drei Auftragskarten (im Spiel übrigens Kingdom Builder-Karten genannt) nacheinander abgearbeitet. Die Punkte werden mit den Markern fortgeschrieben… der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel… das war’s!

Was ich eingangs mit Diskussionen gemeint hab,e ist folgendes:  Speziell zu Beginn des Spiels bietet der Autor Donald X. Vaccarino den Spielern nicht wirklich viele Handlungsmöglichkeiten. Der Spieler deckt seine Handkarte auf und baut drei Siedlungen.. und weiter geht’s. Erst mit den im Verlauf hinzukommenden Ortsplättchen wird das Ganze etwas interessanter. Genau das ist bei vielen Spielern der größte Kritikpunkt an Kingdom Builder. Vielspieler fühlen sich durch die eingeschränkten Möglichkeiten sehr gegängelt, Wenigspieler finden es ggfs. auch nicht sehr interessant, da sie gar nicht richtig rein kommen ins Spiel. Für mich persönlich ist “Kingdom Builder” nicht unbedingt DAS Spiel des aktuellen Jahrgangs, doch nach einigen Partien wird trotzdem klar, dass viel mehr im Spiel steckt, als man es vielleicht anfangs, aufgrund der Handlungsbeschränkungen, erwarten mag. Nach ein paar Partien zeigt sich das alleine schon daran, dass Neuspieler in den ersten Partien meist gar keine Chance haben, punktemäßig mitzuhalten. Durch geschicktes Platzieren, also geschickte Auswahl der Bauplätze, lassen sich meist ein paar Punkte mehr herausholen, als dies ein unerfahrener Kingdom-Builder-Spieler schaffen kann… und das macht “Kingdom Builder” wieder deutlich interessanter, als man das anfangs denken mag. Durch die variablen Spielplantafeln und die Auswahl der drei Auftragskarten, verläuft jedes Spiel etwas anders. Die relativ kurze Spieldauer von ca. 45 Minuten lässt dann auch die ein oder andere schnelle Revenge zu.

Ach ja, zum Material selbst wollte ich auch noch ein paar Worte verlieren. Die Spielplantafeln sind ordentlich gestaltet und von dicker Qualität. Die Siedlungen sind aus Holz (ähnlich den Siedlungen bei der Erstausgabe von Siedler von Catan), die Karten und die Plättchen sind auch ganz hübsch… unterm Strich: das Material gefällt mir recht gut. Speziell die Variabilität des Spielaufbaus.

Was ich etwas happig finde, ist der aktuelle Preis, für den das Spiel zu haben ist. Klar, mit dem roten Pöppel auf der Packung verkauft sich das Spiel fast schon von alleine, doch für ein Spiel dieses Umfangs satte 40 Euro zu verlangen (Stand August 2012), ist schon heftig.

Fazit: in der passenden Spielrunde kann “Kingdom Builder” recht viel Spaß machen… insgesamt reicht es trotzdem “nur” für eine gute “4” in der Hauptwertung. Ich greife dann nämlich doch lieber zu Spielen, bei denen ich “gefühlt” mehr Handlungsmöglichkeiten habe 🙂

 (c)2012 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Queen Games für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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