Rezension “Carcassonne – Die Jäger und Sammler”

Carcassonne - Die Jäger und Sammler (Hans im Glück)

Neuer Stoff für Carcassonne-Fans. Bei “Carcassonne -Die Jäger und Sammler-” handelt es sich nicht, wie zu vermuten wäre, um ein Erweiterungs-Set des “Original-Carcassonne”, sondern um ein eigenständiges Spiel…. sozusagen um “Carcassonne 2”. Alles spielt sich tausende von Jahren vor der Entstehung der Stadt Carcassonne ab, als die Menschen wilde Tiere jagten, Beere sammelten und Fische fingen (was.. wird das heute nicht mehr gemacht ? :-))

In der Spieleschachtel (von der Größe her identisch mit der “Normalen”.. allerdings in grün) findet man folgendes Material:

– 79 Landschaftskarten (inkl. Startkarte)
– 12 Bonuskarten
– Wertungstafel für die Siegpunkte
– 5 Wertungskarten (50/100)
– 30 Figuren in 5 Farben
– 10 Hütten in 5 Farben
– 10 grüne Holzscheiben
– Spielanleitung

Das Spiel beginnt wie üblich mit dem Auslegen des Startkärtchen auf der Mitte des Tisches. Jeder Spieler erhält seine Figuren und die jeweils 2 Hütten in seiner Farbe; dann kann es bereits schon losgehen. Zusätzlich zu den üblichen Landschaftskarten gibt es noch 12 Bonuskarten, mit besonderen Landschaftskombinationen, oder zusätzlichen Symbolen, die das Spiel beeinflussen können.

Es wird reihum gespielt. Jeder Spieler zieht ein Kärtchen von den verdeckt bereitgelegten Stapeln und legt das Landschaftskärtchen an die bestehende Landschaft mit mindestens einer Seite an. Die dargestellte Landschaft muss immer aneinanderpassen… Wald an Wald, Wiese an Wiese, Fluss an Fluss… wie üblich halt. So entsteht also eine immer größere, schön anzuschauende, Landschaft auf dem Spieltisch. Immer wenn ein Spieler ein Kärtchen gelegt hat, darf er genau auf dieses Kärtchen eine seiner Figuren oder eine seiner Hütten draufsetzen und zwar folgendermaßen:

– (1) Figur auf Fluss: diese Figur wird zum Fischer und bringt beim Vollenden dieses Flusses (ein Fluss wird abgeschlossen durch eine Quelle, einen See, oder als geschlossener Kreis) einen Punkt für jeden Flussabschnitt und einen Punkt für etwaige Fische die in den begrenzenden Seen enthalten sind.

– (2) Figur auf Wald: diese Figur wird zum Sammler und bringt beim Vollenden des Waldes für jeden Waldteil jeweils zwei Punkte + 2 Punkte für evtl. enthaltene Pilz-”Stellen”. Wird ein Wald vollendet und ist mindestens ein Goldklumpen im Wald enthalten (gelber Knubbel in den Bergen/Felsen :-))), darf der Spieler, der den Wald vollendet hat, eine der Bonuskarten ziehen und diese auch sofort anlegen und ggfs. eine Figur draufsetzen.. wie bei einem “normalen” Zug.

– (3) Figur auf Wiese: diese Figur wird zum Jäger und bleibt wie die Bauern beim “normalen” “Carcassonne” bis zum Ende des Spieles auf der Landschaft stehen. Puntke erhält man am Schluss aber nicht für die Städte an den Wiesen, wie bisher üblich, sondern für die wilden Tiere, die auf den Wiesen dargestellt sind. Jedes Mammut und jeder Auerochse bringt 2 Punkte; jedes Reh oder jeder Hirsch auch… sind jedoch Säbelzahltiger auf der Wiese vorhanden, frisst jeder dieser Tiger ein Reh oder einen Hirsch. Außerdem gibt es in den Bonusstapel Kärtchen, die eben diese Wiesenwertung beeinflussen können. z.B. Ein Buschfeuer, welches die ganzen Tiger von der Wiese verscheucht.

– (4) Hütte auf See: Die Hütte bleibt wie der Jäger bis zum Schluss des Spiels auf der Landschaft stehen. Die Hütte bringt dann am Schluss genau so viele Punkte, wie Fische im betroffenen Fluss-System enthalten sind, dabei wird ein Fluss nicht durch einen anderen See unterbrochen, sondern es gilt das gesamte zusammenhängende Flusssystem (inkl. Abzweigungen)… so kann zum Schluss nochmals richtig abgesahnt werden :-)))

Zu den obigen vier Möglichkeiten ist zu sagen, dass immer nur der Spieler die Punkte für das jeweilige Objekt erhält, der die Mehrheit in/auf diesem Objekt hat…. die Punkte für den Wald bekommt also nur der Spieler, der die meisten Figuren auf dem Wald stehen hat. Bei Gleichstand bekommen alle betroffenen Spieler die gesamte Punktzahl (es wird also nicht geteilt ). Die Punkte die man für einen vollständigen Fluss oder Wald bekommt, darf man sofort bei der Vollendung auf der Wertungstafel weiterfahren. Punkte für die Tiere auf den Wiesen bzw. für die Hütten auf den Seen erhält man erst am Ende des Spiels. Es ist also wichtig, dass man mit seinen Figuren gut haushaltet und diese überlegt einsetzt. Ein Jäger kann zwar ziemlich viele Punkte am Ende des Spiels bringen, doch für das übrige Spiel ist er “verloren”. Jäger, die man beispielsweise in einem vollständigen Wald stehen hat, bekommt man bei der Wertung sofort wieder zurück und kann sie erneut im Spiel einsetzen.

Wie bei Carcassonne “1” ist es nur möglich, eine Figur auf einen Wald, Fluss…etc. zu setzen, wenn nicht bereits eine andere Figur darauf steht…. “Wie kann es dann zu einem Gleichstand kommen?”… das ist ganz einfach: während des Spiels können Landschaftsbereiche zusammenwachsen, die zuvor noch getrennt waren; somit kann es gut vorkommen, dass in einem Wald plötzlich zwei oder mehr Sammler vorhanden sind.

Das Spiel endet, wenn alle Kärtchen (nicht die Bonuskarten) verbraucht sind. Der Spieler, der als Letzter eine Karte nachzieht, darf seinen Zug noch beenden. Danach werden die Wiesen und Seen gewertet und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.

Die 10 grünen Holzscheiben dienen zur Erleichterung der Wiesenwertung. Wenn es ans Zählen der wilden Tiere geht, kann die Sache mit den Säbelzahntigern ziemlich unübersichtlich werden. Mit den Holzscheiben kann man dann einfach jeweils einen Tiger und ein Reh oder Hirsch abdecken, um die Zählung zu vereinfachen.

… das sollte zum Spielablauf genügen.

Das Spiel macht nahezu so viel Spaß wie das Original. Die Regeln sind teilweise identisch.. teilweise leicht modifiziert, doch so richtig neue Ideen, welche das Spiel einzigartig machen könnten, wurden im Spiel leider nicht umgesetzt. Der Wald ersetzt die Städte, der Fluss ersetzt die Wege. Dass die Wiesenwertung durch die Tierwertung ersetzt wurde, ist interessant, aber nicht “revolutionär”. Ich hätte mir ehrlich gesagt mehr neue Ideen gewünscht… doch was soll’s? Das Spiel macht trotzdem einen Riesenspaß.. und Carcassonne-Fans werden sowieso ohne zu überlegen zugreifen (wie ich auch).

Die Sache mit der “Fischerhütte” ist meines Erachtens ein bisschen zu stark ausgefallen. Hier ist es zu einfach viele Punkte abzukassieren , ohne sich große Mühe geben zu müssen.

Die Aufmachung des Spiels ist recht gut gelungen; die entstehende Landschaft ist nett anzuschauen und die Grafik erfüllt ihren Zweck (nett aber übersichtlich). Die grünen Holzscheiben hätte man sich sparen können. Dafür wäre ein Stoffsäckchen zur Aufbewahrung der Kärtchen vorteilhaft gewesen… aber: man kann nicht alles haben 😉 … die Spielanleitung ist sehr gut verständlich und lässt keinerlei Fragen offen (beim Original traten ja noch Fragen zu der Bauernwertung auf).

Der Preis von ca. 14 Euro ist recht hoch für ein so kleines Spiels. Das Original war und ist mit ein wenig Preisvergleich stets für rund 10 Euro zu haben… aber auch die paar Euro werden Carcassonne-Fans nicht abschrecken. Wenn ich noch keines der beiden Spiele hätte, würde ich auf jeden Fall zum Original greifen.

Wie beim Original ist das Spiel mit jeder Spielerzahl (2 – 5) sehr gut spielbar; je weniger Spieler, um so taktischer wird dabei das Spiel.. je höher die Spielerzahl, um so glücksabhängiger wird es.

Verzeiht mir, dass ich immer wieder den Vergleich zum Original ziehe; aber gerade bei einer “Fortsetzung” kommt man wohl daran nicht vorbei, oder ?

Fazit: “Carcassonne Jäger und Sammler” ist ein schönes Spiel, dass nahtlos an “Carcassonne” anschließt; allerdings wie gesagt nicht so viel Neues bringt. Fans sollten aber trotzdem zugreifen.

(c)2002 Dirk Trefzger

Material

Regeln

Idee

Spielreiz

Wir danken Hans im Glück für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!

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